Nebenwirkungen

Avandia: Ärzte greifen GSK an APOTHEKE ADHOC, 04.03.2013 14:50 Uhr

Klage wegen Avandia: Mehrere Mediziner und ein ehemaliger GSK-Mitarbeiter haben laut taz Strafanzeige gegen den Konzern erstattet. Foto: APOTHEKE ADHOC
Berlin - 

Gegen GlaxoSmithKline (GSK) werden erneut Vorwürfe wegen des Antidiabetikums Avandia (Rosiglitazon) erhoben. Mehrere Mediziner und ein ehemaliger Pharmamitarbeiter haben Strafanzeige gegen den britischen Pharmakonzern gestellt, berichtet die Tageszeitung „taz“. GSK soll die Risiken des Arzneimittels verschwiegen und gegen das Arzneimittel- sowie das Heilmittelwerbegesetz verstoßen haben.

Die Mediziner und der Mitarbeiter werfen GSK laut taz-Bericht vor, von den Risiken spätestens seit 2007 gewusst und den Vertrieb dennoch nicht eingestellt zu haben. Dem Konzern sei bekannt gewesen, dass die Einnahme des Medikaments ein erhöhtes Herzinfarktrisiko sowie die Gefahr kardiovaskulärer Erkrankungen bedeutete.

GSK habe laut taz gravierende Nebenwirkungen des Präparats auf Fortbildungsveranstaltungen für Mediziner nicht oder nur unzureichend erwähnt. „Wir tun das aus Verantwortung gegenüber der Bevölkerung“, sagte Professor Dr. Bruno Müller-Oerlinghausen, ehemaliger Vorsitzender der Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft, der Zeitung.

Es sei zu befürchten, dass Ärzte mit der Verordnung des Präparats manchmal mehr geschadet als geholfen hätten. „Es ist nicht auszuschließen, dass deswegen auch Patienten gestorben sind“, so Müller-Oerlinghausen.

GSK ist die Strafanzeige nach eigenen Angaben nicht bekannt. Man habe lediglich über die taz davon erfahren, sagt ein Konzernsprecher. „Daher sind uns entsprechende Hintergründe und Details nicht bekannt und wir können uns auch nicht dazu äußern.“ Außerdem sei der in der taz genannte Mitarbeiter kein ehemaliger Angestellter von GSK.

Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) hatte den Vertrieb des Medikaments in Deutschland ab November 2010 verboten. Vorausgegangen war eine Empfehlung der europäischen Arzneimittelagentur EMA, die Zulassung ruhen zu lassen. Der Nutzen überwiege nicht länger die Risiken, hieß es damals.