OTC-Hersteller firmiert um

Nattermann ersetzt Sanofi

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Berlin -

Seit 1. Juli kommen Thomayprin, Mucosolvan, Dulcolax und Buscopan nicht mehr von Sanofi, sondern von Nattermann. Hintergrund für die Umbenennung ist offenbar der geplante Verkauf der OTC-Sparte.

Seit dem 1. Juli firmiert das OTC-Geschäft von Sanofi in Deutschland unter dem Firmennamen A. Nattermann & Cie. „Die rechtliche Eigenständigkeit des CHC Bereichs ermöglicht es, den Marktgegebenheiten im Selbstmedikationsgeschäft spezifischer zu begegnen und vor allem auf Anliegen unserer Kunden besser zu reagieren“, so eine Sprecherin. Der Firmensitz wurde bereits von Köln nach Frankfurt verlegt, Geschäftsführer sind OTC-Chefin Theresa von Fugler und Marcus Lueger, Chief Financial Officer von Sanofi in Deutschland.

Dass die Umbenennung vor dem Hintergrund eines geplanten Verkaufs steht, will man bei Sanofi nicht kommentieren. Das Selbstmedikationsgeschäft im deutschen Markt sei ein wichtiges Geschäftsfeld für Sanofi, betont von Fugler. „Mit Firmensitz in Frankfurt und einer für das gesamte Unternehmen wichtigen Produktionsstätte in Köln sind wir stark vertreten. Die neue Aufstellung ermöglicht es der Organisation, agiler und marktadäquater zu handeln, unsere starken Marken zu positionieren und unseren Kunden erstklassigen Service zu bieten.“

Zurück in die Zukunft

Mit Nattermann kehrt das Unternehmen zu seinen Ursprüngen zurück. 1906 in Köln von Apotheker August Nattermann und Kaufmann Rudolf Lappe gegründet, wuchs der Hersteller in den 60er- und 70er-Jahren rasant, bevor er von der ersten Negativliste hart getroffen wurde. Die Übernahme des US-Herstellers Lemmon brachte nicht den erhofften Befreiungsschlag, und so wurde das Familienunternehmen 1986 an den französischen Chemie- und Pharmakonzern Rhône-Poulenc verkauft. Der fusionierte seinerseits 1999 mit dem deutschen Konkurrenten Hoechst zu Aventis. Fünf Jahre später übernahm die wesentlich kleinere Sanofi mit politischer Unterstützung den Konzern.

Ein Jahr zuvor wurden im Februar 2003 die Nattermann-Marken Bronchicum, Cholagogum, Contramutan, Essentiale, Melrosum, Monapax an Klosterfrau übertragen; der Kölner Traditionshersteller hatte 1979 bereits mit Hoechst das Gemeinschaftsunternehmen Cassella-med und die Firma 1998 komplett übernommen – samt der Marken Soledum, Nasic, Enelbin, Limptar und Metifex.

Nattermann tritt seitdem nur noch als Lohnhersteller auf – allerdings in großem Stil: 450 Mitarbeiter:innen erwirtschaften einen Jahresumsatz von rund 130 Millionen Euro und einen Gewinn zwischen 40 und 50 Millionen Euro. Der überwiegende Teil des Geschäfts entfällt auf den Konzernverbund. Hergestellt werden vor allem OTC-Medikamente, darunter Doliprane und Essentiale, aber auch Novaminsulfon und Polamidon.

Erste Ausverkäufe

Sanofi hatte seine OTC-Sparte schon vor Jahren zur Disposition gestellt; 2019 wurden die Marken Boxagrippal und Heumann-Tee an Angelini verkauft, im vergangenen Jahr gingen Silomat, Bronchoforton und Frubiase an Stada. Der Konzern will sich eigentlich auf Wachstumsmärkte wie Onkologie fokussieren, andererseits lieferte das Geschäft solide Erträge – zumindest bis zum Beginn der Corona-Krise.

Mit Umsätzen von 225 Millionen Euro auf Basis der Apothekenverkaufspreise (rAVP) war Sanofi laut Insight Health im vergangenen Jahr die Nummer 5 in der Apotheke. Die Sparte geht zu einem großen Teil auf das traditionsreiche OTC-Geschäft von Boehringer Ingelheim zurück, das 2016 im Rahmen eines Spartentauschs an Sanofi gegangen war: Der französische Konzern hatte im Gegenzug seine Veterinärsparte Merial abgegeben. Sanofi ist mit einem Anteil von rund 4 Prozent die Nummer 3 im weltweiten OTC-Markt hinter Bayer und GSK/Pfizer und vor Johnson & Johnson und Reckitt Benckiser.

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