Nasenspray: Aliud streicht Konservierung APOTHEKE ADHOC, 18.10.2017 12:24 Uhr
Gegen verstopfte Nasen versprechen abschwellende Nasensprays Linderung. Neben den enthaltenen Wirkstoffen können auch Konservierungsmittel Gefahren bergen. Aliud verzichtet nun beim Xylometazolin-haltigen Spray auf entsprechende Zusatzstoffe.
Nasensprays können als Konservierungsmittel Benzalkoniumchlorid enthalten. Der Hilfsstoff soll die Haltbarkeit der Lösungen verlängern, denn während des Einsprühens in die Nase können pathogene Keime an den Sprühaufsatz oder in die Lösung gelangen und sich dort vermehren. Benzalkoniumchlorid werden antibakterielle und antivirale Eigenschaften zugesprochen, da das Antiseptikum sich in den Zellmembranen der Organismen einlagert und diese zerstören kann.
Die Substanz wird jedoch auch mit allergischen Reaktionen in Verbindung gebracht. Sie reduziert die Sensibilität der Zellen gegenüber Histamin, es kommt zu Nies- und Juckreiz. Zudem nimmt der Hilfsstoff negativen Einfluss auf die Flimmerhärchen in der Nase. Millionen feiner Zilien transportieren das Sekret wie ein Fließband ab und sind damit maßgeblich an der Selbstreinigungsfunktion beteiligt. Benzalkoniumchlorid vermindert jedoch die wellenartige Schlagfrequenz der Flimmerhärchen, bis diese schließlich ganz gelähmt sind und zum Stillstand kommen. Die gereizte und trockene Nasenschleimhaut ist anfälliger für weitere pathogene Keime. Die Nasenschleimhaut kann auf lange Sicht geschädigt werden.
Nun verzichtet auch Aliud auf den Zusatzstoff im Nasenspray Sine und hat mit dem enthaltenen Meerwasser einen zusätzlichen befeuchtenden Effekt. Das Konservierungsmittel-haltige Produkt wird weiterhin verfügbar sein. Nasensprays mit einer speziellen Ventiltechnik kommen ohne Konservierungsmittel aus. Aufgrund der Verpackung können Bakterien und Keime nicht in die Flasche gelangen. Abschwellende Nasensprays ohne Konservierung gibt es außerdem von Ratiopharm, Nasic (Klosterfrau), Imidin (Aristo), Olynth (J&J), Otriven (Novartis), Hysan (Ursapharm), Nasivin (Merck) und Snup (Stada). Auch die Elac-Eigenmarke hatte vor einigen Monaten auf „ohne Konservierung“ umgestellt.
Abschwellende Nasensprays können Xylometazolin oder Oxymetazolin enthalten. Die Sympathomimetika wirken gefäßverengend und lassen die Nasenschleimhäute durch Wirkung auf die Alpha-Adrenozeptoren abschwellen. Die Arzneistoffe stimulieren auch Beta-Rezeptoren, die einen gefäßerweiternden Effekt auslösen – die Gefäßverengung überwiegt jedoch. Die Atmung ist erleichtert und die Sekretion nimmt ab. Die Wirkung tritt schnell ein und hält bis zu zwölf Stunden an. Oxymetazolin wird laut Hersteller zusätzlich eine antivirale und entzündungshemmende Wirkung zugeschrieben. Die Produkte können ein- bis dreimal täglich über einen Zeitraum von maximal sieben Tagen angewendet werden, um eine Abhängigkeit zu vermeiden. Werden die Präparate über diesen Zeitraum hinaus angewendet, kann eine Rhinitis medicamentosa die Folge sein. Sie äußert sich in einer chronischen Schwellung der Nasenschleimhäute. Betroffene nutzen weiter das abschwellende Spray und geraten in einen Teufelskreis. Als Pflegekomponente ist einigen Produkten Dexpanthenol zugesetzt.
Xylometazolin ist zur nasalen Anwendung bei einer akuten Rhinitis sowie zur unterstützenden Behandlung von Haut- und Schleimhautläsionen, anfallsweise auftretendem Fließschnupfen sowie der Nasenatmungsbehinderung nach operativen Eingriffen zugelassen. Betroffene sollten mit der rechten Hand ins linke Nasenloch sprühen und umgekehrt. So kann ein besserer Sprühwinkel erreicht werden. Wer den Kopf leicht nach vorne beugt, kann verhindern, dass das Spray den Rachen hinunterläuft.
Benzalkoniumchlorid ist auch in Augentropfen und Inhalationslösungen als Konservierungsmittel enthalten. Der Konservierungsstoff kann jedoch das Auge schädigen, Allergien auslösen und sich in weiche Kontaktlinsen einlagern. Der Zusatzstoff kann die Stabilität des Tränenfilms vermindern und bei längerem Gebrauch ein trockenes Auge zur Folge haben. Benzalkoniumchlorid greift die Hornhaut des Auges bis in tiefe Zellschichten hinein an – die oberste Hornschicht wird punktförmig dünner.