Kein Investor gefunden

Nach Pleite: Mayd wird liquidiert Carolin Ciulli, 10.12.2024 15:17 Uhr

Übernahme erfolglos: Der Schnelllieferdienst Mayd ist bald offiziell Geschichte. Foto: APOTHEKE ADHOC
Berlin - 

Wenige Monate nach Eröffnung des Insolvenzverfahrens ist Mayd Geschichte. Knapp vier Jahre versuchte sich das Start-up im umkämpften Markt der Lieferdienste zu behaupten. Doch das Geschäftsmodell konnte auch nach der Pleite nicht mehr überzeugen – ein neuer Investor wurde nicht gefunden, das Comeback scheiterte. Das Unternehmen wird abgewickelt.

Anfang September wurde das Insolvenzverfahren für Mayd eröffnet. Bereits zuvor setzten die Firmengründer Hanno Heintzenberg und Lukas Pieczonka den Rotstift an. Die Mitarbeiterzahl, die in Höchstzeiten bei 160 Angestellten lag, wurde auf rund 40 eingekürzt. Bereits vorinsolvenzlich seien Maßnahmen zur Optimierung des Geschäftsmodells umgesetzt worden, hieß es vom vorläufigen Insolvenzverwalter Dr. Florian Linkert aus Berlin.

Der Geschäftsbetrieb sei mit Eröffnung eingestellt worden, sagt er auf Nachfrage. Denn ein Übernahmeinteressent sei nicht gefunden worden. „Somit wurde die geordnete Liquidation eingeleitet. Die Arbeitsverhältnisse und das Gewerbemietverhältnis wurden fristgemäß gekündigt und abgewickelt.“ Die letzten Lohnzahlungen seien für November erfolgt. „Die Verwertung des Anlage- und Umlaufvermögens läuft derzeit. Nachfolgend werden noch die abschließende Prüfung und Abrechnung der Absonderungsrechte vorzunehmen sein.“

Wie viele Gläubiger betroffen sind und wie hoch die Forderungen und die Quoten sind, wurde nicht mitgeteilt. Am 11. Oktober war über die geplante Abwicklung berichtet worden; ein weiterer Prüfungstermin ist anberaumt für den 3. Januar.

12 Millionen Euro Apotheken-Umsatz

Mayd war zuletzt laut Firmenangaben in rund 70 Städten präsent. Der Außenumsatz, also die Erlöse über die Apotheken, lag im vergangenen Jahr bei 12 Millionen Euro, der Innenumsatz des Start-ups selbst bei 4 Millionen Euro. Damit hätte Mayd rein rechnerisch gut ein Drittel der Erlöse der Partnerapotheken an Provision vereinnahmt. Im Juli wurden Partner-Apotheken darüber informiert, dass das operative Geschäft über eine WebApp wieder aufgenommen werden sollte. Doch die Pläne scheiterten.

Gründe für die Zahlungsunfähigkeit waren laut Insolvenzverwalter das allgemein verschlechterte Investmentumfeld für deutsche Unternehmen, der Rückgang beim Investoreninteresse für Lieferdienste sowie die Verschlechterung der Konsumstimmung und die Verzögerung beim E-Rezept. Gerade die Einführung der digitalen Verordnung war ein Hoffnungsträger und dürfte bei Investorengesprächen das Hauptargument für die Forderung nach mehr Kapital gewesen sein.

Der Lieferdienst hatte bei seinen Investoren 2022 noch einmal frisches Kapital eingesammelt. Angeblich soll es sich um einen zweistelligen Millionenbetrag gehandelt haben. Zum Start 2021 investierten verschiedene Risikokapitalgeber rund 15 Millionen US-Dollar, Anfang 2022 konnten in einer zweiten Runde noch einmal 30 Millionen Euro eingeworben werden. Damit war das Unternehmen von Anfang an deutlich besser finanziell ausgestattet als die Konkurrenz. Doch alleine 2022 waren Verluste in Höhe von 33 Millionen Euro aufgelaufen, nach fünf Millionen Euro im Jahr zuvor.

Gerichtsverfahren wegen Werbung

Mayd bezeichnet sich selbst als Deutschlands bekanntesten Apotheken-Lieferdienst. „Wir arbeiten mit den größten Apotheken in Deutschland zusammen und liefern dir innerhalb von Minuten alle Apothekenprodukte direkt an deine Haustür. Und das an 365 Tagen, von Montag – Sonntag, von 8 Uhr morgens bis 24 Uhr abends“, so die Werbeaussage.

Doch zuletzt hatte Mayd mit mehreren Gerichtsverfahren zu kämpfen. Kürzlich hatte die Wettbewerbszentrale gegen den Lieferdienst geklagt, da aus ihrer Sicht die Auslieferung an Kund:innen einen „typisch werktäglichen Charakter“ habe, wenn diese am Sonntag auslieferten.

Trotzdem bewarb Mayd den Service in verschiedenen Städten weiter und verschickte etwa Push-Nachrichten über die App. Partnerapotheken waren kritisch, weil sie nicht gegen geltendes Recht verstoßen wollten und zogen sich mitunter nach wenigen Monaten zurück.