BPI-Sonderpublikation

Nach Corona-Einbruch: Phytos sind zurück Lilith Teusch, 05.02.2024 17:49 Uhr

Ginkgo & Co. haben nach dem Einbruch während Corona wieder deutlich aufgeholt. Foto: APOTHEKE ADHOC
Berlin - 

Das Marktsegment für nicht verschreibungspflichtige pflanzliche Arzneimittel hat sich nach dem Einbruch während der Corona-Pandemie wieder erholt. Das zeigen die Marktdaten der neuen OTC-Sonderpublikation „Markt für Phytopharmaka in Deutschland“ des Bundesverbandes der Pharmazeutischen Industrie (BPI). Insgesamt stieg der Absatz im Jahr 2022 um 23 Prozent an. Mit 99 Millionen Packungen wurde in den Apotheken damit fast wieder das Niveau vor der Coronapandemie erreicht.

Bedingt durch die Coronapandemie und den auferlegten Lockdowns kam es im Zeitraum 2019 bis 2021 zu starken Rückgängen des Absatzes nicht verschreibungspflichtiger pflanzlicher Arzneimittel. Im Jahr 2020 sank der Absatz um 14 Prozent im Vergleich zum Vorjahr und 2021 erneut um 5 Prozent. Die sinkende Abgabemenge war dabei ausschließlich in der Apotheke zu verzeichnen, vergleichsweise stabil blieben dagegen die Absatzzahlen im Versandhandel zu dieser Zeit.

Erst 2022 erholte sich der Absatzmarkt in den Apotheken wieder und landete fast auf dem Vor-Corona-Niveau. Die Umsätze lagen nach anfänglichen Rückgängen sogar leicht über dem Vor-Corona-Niveau. Der Versandhandel verzeichnete kontinuierliche Umsatzsteigerungen über den gesamten Betrachtungszeitraum.

Anstieg in den Wintermonaten blieb aus

Die OTC-Sonderpublikation betrachtet auch Entwicklungen auf Quartalsebene. Hier zeigen sich deutliche jahreszeitliche Schwankungen: Der Verkauf von pflanzlichen Arzneimitteln in Apotheken ging insbesondere aufgrund der zeitweisen auferlegten Lockdowns während der Pandemie zurück. Auch blieb der übliche Anstieg in den Wintermonaten aufgrund von Kontaktbeschränkungen und Hygienemaßnahmen aus. Hier profitierte der Versandhandel und konnte seinen Marktanteil in den letzten Jahren erhöhen.

Hohe Nachfrage nach Erkältungspräparaten

Husten- und Erkältungspräparate machten 2021 den größten Anteil mit 29 Prozent aus. Nach der Aufhebung von Lockdowns und Schutzmaßnahmen kam es zu einem immensen Anstieg von Infektionen. Der Anteil von Husten- und Erkältungspräparaten stieg 2022 sogar auf 49 Prozent an. Phytopharmaka trugen zu einer niedrigschwelligen Versorgung von Patientinnen und Patienten bei. Gleichzeitig entlasteten sie das Gesundheitssystem, insbesondere den ambulanten Sektor.

Beitrag zur Versorgungssicherheit

„Der Therapiepluralismus, also die Vielfalt und Verfügbarkeit verschiedener Therapierichtungen, wird gerade in Zeiten zunehmender Lieferengpässe immer wichtiger“, sagt Dr. Nicole Armbrüster, BPI-Geschäftsfeldleiterin Pflanzliche Arzneimittel. „Geopolitische Konflikte führen uns immer wieder vor Augen, dass sich das Risiko unterbrochener Lieferketten erhöht.“ Pflanzliche Arzneimittel seien oftmals „made in Germany“ und würden von überwiegend mittelständisch geprägten Unternehmen in Deutschland entwickelt, erprobt und produziert. „Häufig bauen Unternehmen die benötigten Rohstoffe, wie Heilpflanzen, sogar selbst direkt vor Ort an. Das ist ein großer Vorteil auch mit Blick auf die Versorgungssicherheit.“