Sonne, aber kein Schutz: Zwar fällt der Montag noch ins Wasser, aber in den kommenden Tagen werden blauer Himmel und Temperaturen bis zu 30 Grad erwartet. In den Apotheken ist Sonnenschutzzeit, die Nachfrage steigt. Doch nicht jeder Hersteller ist mit seinem Portfolio rechtzeitig zum Frühsommer in vollem Umfang vertreten. Stada hängt mit der Auslieferung von Ladival hinterher.
Stada zählt zu den führenden Sonnenschutzherstellern. Seit mehr als 30 Jahren ist Ladival am Markt. Ein Facelift für die aktuelle Sonnensaison soll die Marke verjüngen, denn das Sortiment war über die Jahre unübersichtlich geworden und der Marktanteil rückläufig. Knapp 86 Millionen Euro wurden 2016 laut QuintilesIMS mit Sonnenpflegeprodukten in den Apotheken umgesetzt (Apothekenverkaufspreise, AVP). Ladival verlor 7,4 Prozent an Umsatz; mit rund 32 Prozent ist der Abstand zur Nummer 2 aber nach wie vor gewaltig.
Der Start in die laufende Saison vollzieht sich etwas holperig. Den Apotheken fehlt es an Ware. Im neuen Aufsteller und in den Regalen klaffen Lücken, denn nicht das komplette Ladival-Sortiment wurde in vollem Umfang ausgeliefert. Zum Teil erreichen die Apotheken nur einzelne Packungen.
Ursache sei ein Brand im vergangenen Jahr. In Finnland war ein Werk abgebrannt, das einen wichtigen Wirkstoff für einzelne Ladival-Produkte liefert, erklärte ein Konzernsprecher. Dies habe zu Produktionsproblemen geführt, die erhebliche Verzögerungen in der Auslieferung nach sich ziehen. Um welche Fabrik es sich handelt, wollte er nicht kommentieren. Im Februar 2017 hatte ein Brand in der finnischen Stadt Pori das Titandioxid-Werk von Huntsman Corporation lahm gelegt. Die Pigmente wurden knapp, vor allem Hersteller von Druckfarben hatten Probleme. Denn aus Finnland stammen 15 Prozent der weltweiten Titandioxid-Produktion.
Zudem sei es in anderem Werk ebenfalls zu einem Brand gekommen. Die Ware sei aber aktuell in der Auslieferung, wenn auch mit Verzögerung würden Bestellungen sukzessive abgearbeitet.
Apotheken reagieren auf die Lieferverzögerung, es wird auf andere Hersteller ausgewichen. „Wir haben verschiedene Marken im Sortiment und können so andere Produkte empfehlen. Wir haben ohnehin nur noch wenige Ladival-Produkte an Lager und bestellen vieles nur auf Kundenwunsch beim Großhandel“, erzählt eine Apothekerin aus Berlin.
In dieser Saison soll es fünf Varianten bei Ladival geben. Eine farbliche Kennzeichnung soll die einzelnen Produkte voneinander abgrenzen und das Sortiment so überschaubarer machen. Das Portfolio umfasst die silberne Aktiv-Serie, die türkisfarbene Serie für trockene Haut, die pinkfarbene für empfindliche Haut, die blaue Serie für allergische Haut sowie die orange-rote Kinderserie. Auch die Akut-Serie bleibt erhalten und ist mit drei Après-Produkten gelistet und an der grünen Farbgebung zu erkennen.
Bereits im vergangenen Jahr wurde das Facelift angekündigt. Die Flaschen stehen jetzt auch auf dem Kopf. Weiter hieß es, die Formulierung würde leicht optimiert, Ladival bleibe jedoch weiterhin frei von Konservierungsstoffen und schütze gegen UV-A-, UV-B- sowie Infrarot-A-Strahlen.
Vor einigen Monaten hatte Ladival für Schlagzeilen gesorgt: Wie bekannt wurde, hatte der Konzern die Marke im Dezember 2013 an den ehemaligen Investmentbanker Ingo Söhngen verkauft, der als Berater des damaligen Konzernchef Hartmut Retzlaff lange für die Stada tätig war. Für 30 Millionen Euro wechselten die Rechte den Besitzer, nach sieben Jahren gab es eine Rückkaufoption. Für die Nutzung muss der Konzern seitdem 10 Prozent des Nettoumsatzes in der EU zahlen – das sind knapp drei Millionen Euro pro Jahr.
Der damalige Vorstand hatte den Deal mit grundsätzlichen Finanzierungserwägungen begründet: Mit der Transaktion habe man eine „weitere Finanzierungsmöglichkeit zur Diversifizierung der bestehenden Finanzinstrumente“ erschließen können, hieß es. Der ehemalige Aufsichtsratschef Carl Ferdinand Oetker sagte laut Wirtschaftswoche, dem Kontrollgremium sei die Transaktion damals als steuerliches Optimierungsmodell vorgestellt worden. Aufgrund der damals vorliegenden Informationen habe man das Geschäft für sinnvoll erachtet.
Später kam der Verdacht auf, dass von dem Deal vor allem ein ehemaliger Vorstand profitiert haben könnte. Der Verkauf der Marke mit anschließender Rücklizenzierung wird nun geprüft. Der neue Konzernchef Dr. Claudio Albrecht prüft einen Rückkauf.
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