Gerade erst wurde die Lieferung der Pille danach per Botendienst gestoppt, schon wartet die auf Frauengesundheit spezialisierte Plattform MySummer mit dem nächsten zweifelhaften Angebot auf: Kundinnen können einen Fragebogen ausfüllen und erhalten dann eine Pille ihrer Wahl im Abo. Dabei zahlen sie deutlich mehr als in der Apotheke.
„Verhütung leer, Terminkalender voll?“ So bewirbt MySummer das neue Angebot: „Wir beliefern Dich regelmäßig mit der Verhütung Deiner Wahl — ohne, dass Du 1x die Couch verlassen musst.“ Angeboten wird das „Verhütungs-Abo“ für Kombinations- und Mini-Pille sowie Verhütungspflaster und Verhütungsring. „Keine langen Anfahrtswege, keine Wartezeiten und nur dann zur Frauenärztin, wenn es wirklich sein muss.“ Außerdem wird ein Rabatt von 50 Prozent versprochen – der sich allerdings auf das Behandlungspaket („Schnelle Online-Rezeptausstellung in bis zu 2 Stunden“) bezieht.
Im Fragebogen muss man sein Geschlecht angeben, eine Schwangerschaft ausschließen und bestätigen, dass man in der Vergangenheit bereits mit einem entsprechenden Präparat verhütet hat. Leidet man nicht unter unregelmäßigen Blutungen oder Nebenwirkungen, geht es weiter mit dem Hinweis, dass man – sofern nicht geschehen – regelmäßig einen Gebärmutterhalsabstrich machen lassen sollte, um Krebserkrankungen frühzeitig zu erkennen.
Es folgen Fragen zu Erkrankungen und Risikofaktoren sowie zu weiteren Medikamenten. Außerdem müssen Größe und Gewicht angegeben werden. Im letzten Schritt muss man noch bestätigen, dass man alle Fragen wahrheitsgemäß beantwortet hat, dass man seinen Haus- beziehungsweise Frauenarzt über diese Behandlung informieren und dass man die Packungsbeilage vollständig lesen wird.
Nun kann man die gewünschte Pille auswählen. Angeboten werden etwa bei den Kombinationspräparaten knapp 60 Präparate. Alternativ besteht die Möglichkeit mitzuteilen, welche Pille noch aufgenommen werden sollte. Zufall oder nicht: Ganz oben wird Dienogest von Mibe angezeigt – der Hersteller gehört zur Dermapharm-Gruppe, die wiederum größter Investor bei Wellster Healthtech, der Betreiberfirma von MySummer, ist. Später werden die Präparate zumindest teilweise in alphabetischer Reihenfolge angezeigt.
Hat man sich für ein Präparat und eine Packungsgröße (3 oder 6 Monate) entschieden und seine persönlichen Daten eingegeben, kann man zur Kasse gehen. Hier fällt – allerdings nur bei entsprechender Kenntnis – auf, dass man für das Präparat deutlich mehr zahlt als in der Apotheke: Für die 126er-Packung Dienovel etwa werden 32,54 Euro berechnet, der Listenpreis liegt bei 27,12 Euro. Auch andere Präparate wie Leios werden mit 20 Prozent Aufschlag verkauft, hinzu kommt das Behandlungsentgelt von 9,90 Euro (statt 19,90 Euro für die Einzelpackung). Ob Letzteres bei jeder Nachlieferung fällig wird, erfährt man nicht.
Auch welche Apotheke die Ware liefert, wird bis zur Bezahlung nicht verraten. In den AGB der Plattform wird erklärt, dass man einen Medikamentengutschein erwirbt, den man dann entweder bei der – ebenfalls zu Wellster gehörenden – niederländischen Versandapotheke „Apotheek Bad Nieuweschans“ einlösen oder eine „von der Noventi Healthcare GmbH betriebene Deutsche Apothekenplattform (DDAP) angeschlossene Vor-Ort-Apotheke“ übermitteln kann.Im Menü wiederum ist das Logo von Gesund.de zu finden. Nicht-apothekenpflichtige Arzneimittel, Nahrungsergänzungsmittel und Medizinprodukte können, abhängig vom Produkt, auch direkt vom Betreiber der Plattform verschickt werden.
Ein Abo gibt es übrigens auch vom Schwesterportal GoSpring, das den Schwerpunkt auf Männergesundheit setzt. Hier kann man sich Potenzmittel wie Sildenafil im Monatsturnus liefern lassen. Hier entfällt die Behandlungsgebühr von 19 Euro bei der ersten Lieferung sogar ganz, danach zahlt man monatlich 9 Euro, also die Hälfte im Vergleich zum Einzelbezug.
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