Vor bald 60 Jahren gegründet, zählt Mylan heute weltweit zu den führenden Generikaherstellern. Der Konzern produziert in 47 global verteilten Werken jährlich Milliarden von Dosiseinheiten von Medikamenten. Mit dem Valsartan-Skandal und dem regionalen Engpass der saisonalen Grippeimpfstoffe ist Mylan dieses Jahr besonders gefordert. Dr. Ralf Mayr-Stein, Policy & Market Access Director, steht Rede und Antwort.
Seit diesem Sommer werden Chargen des Blutdrucksenkers Valsartan von verschiedenen Firmen in mehreren Ländern zurückgerufen, weil darin Spuren der als potentiell krebserregend eingestuften Verunreinigung N-Nitrosodimethylamin (NDMA) entdeckt worden waren. Die Präparate von Mylan sind frei davon, der Konzern hat nun aber vor wenigen Tagen aufgrund einer möglichen Kontamination mit dem Nitrosamin N-Nitrosodiethylamin (NDEA) die Ware freiwillig auch in Deutschland zurückgerufen. Zuvor war die Produktion von Valsartan noch erhöht worden.
„Die Arbeit läuft mit Hochdruck, den Wirkstoff Valsartan in jeder Hinsicht einwandfrei wieder zur Verfügung stellen zu können,“ sagt Mayr-Stein. Wann das der Fall sein wird, könne man aber im Moment selbst auch noch nicht genau absehen.
In der Kritik steht Mylan auch bei der Versorgung der saisonalen Grippeimpfstoffe. Der Konzern gehört zu den drei verbliebenen Lieferanten und hält seit einigen Jahren den größten Marktanteil. Mylan lässt in Holland produzieren. In dieser Saison hatte der Konzern, bedingt durch die große Grippewelle im letzten Winter und die Aufmerksamkeit auf den neuen tetravalenten Impfstoff, bereits mehr Impfwillige in Deutschland erwartet als für die Saison 2017/18. Dennoch fehlt es in einigen Regionen an Grippeimpfstoffen.
Nicht betroffen ist die Region Nordost. Hier hatten AOK, Apothekerverband und Hersteller frühzeitig eine Vereinbarung getroffen. Apotheker hatten ausreichend Vakzine vorbestellt. „Der Apotheker spielt in der Impfstoffversorgung die zentrale Rolle, ihm obliegt die Bestellung und die Verteilung der Vakzine. Aus unserer Sicht nimmt der Apotheker die entscheidende Schlüsselposition ein“, sagt Mayr-Stein. Die von den anderen Herstellern kritisierte Vereinbarung hat seiner Meinung nach die Versorgung in Berlin, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern gesichert. „An der Vereinbarung können alle Hersteller teilnehmen, sie ist keinesfalls exklusiv.“
Den Ausruf des Versorgungsmangels sieht Mayr-Stein als weitere Herausforderung. Als klar war, dass es in Deutschland einen Engpass geben kann, wurde bereits über die Umverteilung der Rohware innerhalb Europas entschieden. Aktuell werde geprüft, welche Länder noch verfügbare Bestände haben, um Impfstoffe zu exportieren. Solche Situationen zeigten, wie wichtig eine enge Zusammenarbeit der wesentlichen Akteure sei: „Wir arbeiten Hand in Hand mit Behörden, Apothekern, Ärzten und Kostenträgern, um die Versorgung der Patienten zu verbessern,“ sagt Mayr-Stein.
Neue Ware kommt nicht mehr nach. Die Produktion für die Nordhalbkugel ist abgeschlossen. Die Hersteller sind jetzt schon in den Vorbereitungen für die Saison 2019/20. „Vor Weihnachten werden schon die Eier für die Grippeimpfstoffe der kommenden Saison bestellt.“
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