MVZ machen Apobank Probleme Patrick Hollstein, 16.04.2010 10:39 Uhr
Wertkorrekturen von mehr als einer halben Milliarde Euro liegen derzeit als dunkler Schatten über der Deutschen Apotheker- und Ärztebank (Apobank). Doch nicht nur bei den Finanzinstrumenten gibt es höhere Abschreibungen als gewöhnlich: Im Kreditgeschäft mussten im vergangenen Jahr Wertansätze von 96 Millionen Euro korrigiert werden, das entspricht knapp 0,4 Prozent des Kreditvolumens von 25,6 Milliarden Euro oder einem Sechstel des Überschusses in diesem Bereich. 2008 hatte die Apobank an selber Stelle noch 39 Millionen Euro an Risikovorsorge ausgewiesen - 0,15 Prozent der Kundenkredite.
Laut Bankchef Herbert Pfennig summieren sich die potenziellen Ausfälle bei einzelnen Versorgungsstrukturen: Vor allem bei Medizinischen Versorgungszentren (MVZ) gebe es Anlaufschwierigkeiten, beispielsweise Auslastungsprobleme, die von den Betreibern unterschätzt worden seien.
Auch das Engagement der beschäftigten Mediziner wird laut Pfennig oft falsch kalkuliert: „Es gibt bei angestellten Ärzten eben nicht denselben Grad an Selbstausbeutung wie bei Selbstständigen.“
Die Pläne der Koalition, nach denen Ärzte künftig Mehrheitseigner von MVZ sein sollen, hält Pfennig daher für vernünftig: „Eine solche Regelung würde sich auszahlen“, so der Bankchef. „Wir als Bank hätten deutlich mehr Stabilität im Kreditengagement.“ Laut Pfennig gibt es im Privatkundengeschäft nach wie vor nur geringe Risiken.
Auf wie viele Anbieter sich die aktuellen Abschreibungen verteilen, wollte Pfennig nicht verraten. Nur so viel: „Die betroffenen Einrichtungen sind noch nicht umgefallen, aber sie sind Sanierungsfälle.“
Ein Rückzug aus diesem Bereich kommt für die Apobank aber nicht infrage, zumal auch die anfängliche Kritik einiger Mitglieder weitgehend vom Tisch sei: „MVZ gehören heute als fester Bestandteil zur Versorgungslandschaft, und wir wollen für alle Partner im Gesundheitswesen die Bank der ersten Wahl sein.“
Laut Kassenärztlicher Bundesvereinigung (KBV) gab es Ende vergangenen Jahres knapp 1400 MVZ mit durchschnittlich fünf Vertragsärzten. Die Hälfte der Einrichtungen wird durch Mediziner betrieben, 38 Prozent durch Kliniken. Auch Apotheker sind in einzelnen Fällen Träger von MVZ.