Der Apotheken-Kiosk am Münchener S-Bahnhof Isartor ist vorerst verschwunden. Unbemerkt von der Fachöffentlichkeit ließ der Betreiber, die apotheke.de Portal GmbH, Ende April kurzfristig die Rezeptsammelstelle abbauen - aus strategischen Gründen, wie Firmenchef Dr. Florian Korff auf Nachfrage gegenüber APOTHEKE ADHOC erklärte. Er wolle insbesondere nach dem dm-Urteil nicht falsch verstanden werden.
Der Arzt und Unternehmer, der noch vor wenigen Monaten mit Kampfansagen an die Apotheker („Die heutige Präsenzapotheke gehört der Vergangenheit an“) auf sein Konzept aufmerksam zu machen versuchte, gab zu, dass die Kommunikation damals nicht nach seinen Vorstellungen gelaufen sei. Er wolle nicht als einer derjenigen Protagonisten wahrgenommen werden, die mit aller Kraft das System aufbrechen wollen. „Ich bin nicht für Konzernstrukturen im Gesundheitswesen, sondern für eine sichere Arzneimittelversorgung. Insofern wollte ich mit dem Abbau auch ein Signal setzen.“
Möglicherweise haben auch andere Pläne zur „Läuterung“ des umtriebigen Unternehmers beigetragen: Bereits bei seinem ursprünglichen Kiosk-Konzept wollte Korff auch mit niedergelassenen Apothekern zusammenarbeiten. Im Zentrum steht dabei offenbar die Nutzung des Portals apotheke.de: „Ich will mit meinen Produkten die Apotheker als Freiberufler unterstützen und führe zur Zeit sehr viele Gespräche.“
Details über sein Projekt oder gar seine Verhandlungspartner wollte Korff nicht verraten. Laut Korff versuchen zahlreiche Beteiligte - Konzerne bis Kooperationen - mit ihm über die Zukunft von apotheke.de ins Gespräch zu kommen. Derzeit betreibt sein Unternehmen die Domain in Zusammenarbeit mit der Versandapotheke mycare. Die soll offenbar nicht ersetzt, sondern erweitert werden: „Mir schwebt ein von Apothekern getragenes Netzwerk vor, bei dem wir nicht mehr als Betreiber, sondern lediglich als Lizenzgeber fungieren.“
Dabei soll es um die Kompetenz der Apotheken und die Flexibilität für die Kunden gehen: „Ich kann mir viele Varianten vorstellen, vom Beteiligungsmodell bis zur Eigenmarke“, so Korff. Auch die Kioske könnten dann wieder eine Rolle spielen, um strategisch interessante Plätze zu besetzen.
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