Wenn im Sommer Mücken und Zecken den Aufenthalt im Freien vermiesen, dann haben Repellentien Hochsaison. Knapp zwei Millionen Packungen im Wert von 15 Millionen Euro werden laut IMS Health normalerweise pro Jahr in den Apotheken verkauft. Experten schätzen, dass in Drogerien, Baumärkten und bei anderen Einzelhändlern noch einmal das Doppelte umgesetzt wird.
Bekanntestes Produkt ist Autan. 1958 eingeführt, ersetzte der Hersteller Bayer 1998 den Wirkstoff Diethyltoluamid (DEET) durch Icaridin. Drei Jahre später ging das gesamte Geschäft mit Haushaltsinsektiziden für 725 Millionen Euro an den US-Konsumgüterhersteller SC Johnson (00, Brise, Drano, Pronto, Stahlfix, WC-Ente).
Für die Produktion ist seit 2004 der von Bayer ausgegliederte Chemikalienkonzern Lanxess zuständig, der den Wirkstoff seit 2008 unter dem Namen Saltidin vertreibt. Über Klosterfrau vertrieben, kommt Autan in den Apotheken heute auf Abverkäufe von rund sechs Millionen Euro auf Basis der Apothekenverkaufspreise. Das Geschäft im Mass Market dürfte deutlich größer sein.
Nummer 1 in der Apotheke ist seit vergangenem Jahr Anti-Brumm von Hermes Arzneimittel: Dem Hersteller aus München gelang es, die Abverkäufe von rund 4 auf 9 Millionen Euro mehr als zu verdoppeln – und Autan von der Spitze zu verdrängen. Anti-Brumm gibt es je nach Variante sowohl mit dem Wirkstoff Icaridin als auch mit DEET beziehungsweise Para-Menthan-3,8-Diol (PMD).
Entwickelt wurde Anti-Brumm durch den Drogisten Eduard Vogt: Bei einer Senegal-Safari im Jahr 1972 soll seine Eigenmixtur aus DEET und ätherischen Ölen die Mitreisenden derart beeindruckt haben, dass in abendlicher Runde vor entsprechender Geräuschkulisse der Markenname aus der Taufe gehoben wurde.
1993 verkaufte Vogt seine Firma an den Pharmahändler Galenica; heute hat Anti-Brumm nicht nur einen Marktanteil von 70 Prozent in der Schweiz, sondern ist auch in Apotheken in Deutschland, Österreich, Italien sowie Peru erhältlich. Als Lizenzprodukt wurde Anti-Brumm hierzulande seit 2002 zunächst durch Togal vertrieben, bevor Hermes 2011 übernahm.
Doctan enthält ebenfalls den Wirkstoff Icaridin, der Hersteller wirbt aber mit einer besseren Galenik. Mit Umsätzen von rund einer Million Euro ist das 2011 eingeführte Produkt die Nummer 4 unter den Mückenschutzmitteln in der Apotheke. Das Fehlen eines Außendienstes wurde im vergangenen Jahr durch die massive Nachfrage kompensiert: Nach den Hochwassern in mehreren Bundesländern Anfang Juni stieg die Nachfrage nach Repellentien so stark, dass einige Anbieter vorübergehend nicht mehr lieferfähig waren.
Weitere Anbieter in der Apotheke sind Wepa mit Mosquito (PMD) und der französische Hersteller Tropical Concept mit Nobite (DEET, Saltidin oder Citriodiol). Omega hatte mit Parazeet weniger Glück: 2008 unter dem Namen Azaron before eingeführt, wurde die Produktreihe (DEET, Citriodiol, Icaridin oder IR3535) später in Parazeet umbenannt.
Nachdem Sicherheitsbedenken über den von Merck entwickelten Wirkstoff IR3535 bekannt wurden, stellte Omega den Vertrieb vor einem Jahr komplett ein.
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