Graumarktgeschäfte

MTI: Sanofi kannte das Geschäft

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Für den Pharmakonzern Sanofi könnte der Skandal um rabattierte Kurzläufer zum Imageschaden werden. Denn in der Auseinandersetzung mit dem Pharmariesen sucht der Zwischenhändler „Multi Trade International“ (MTI) den Schutz der Öffentlichkeit: Jetzt präsentierte der Anwalt der Firma aus Seevetal bei Hamburg Auszüge aus einer Stellungnahme der Staatsanwaltschaft Stade. Nach Einschätzung der Ermittler muss der Pharmakonzern von einem Verkauf der Ware im Inland ausgegangen sein.

Ironie der Geschichte: Sanofi selbst hatte vor einem Jahr die Staatsanwaltschaft eingeschaltet. Der Konzern hatte Strafanzeige gegen MTI gestellt, weil er angeblich von der Firma betrogen worden war: MTI habe die zweckgebundene Ware nicht wie vertraglich vereinbart an eine Hilfsorganisation geliefert, sondern an deutsche Pharmagroßhändler, allen voran Gehe, verkauft.

In der vergangenen Woche wurde das Verfahren wegen mangelnden Tatverdachts eingestellt. Der Bescheid verweise mit überraschender Deutlichkeit auf den „gesunden Menschenverstand“, sagt der MTI-Anwalt Dr. Oliver Pragal. Bei den Medikamenten habe es sich um „für Hilfslieferungen völlig ungeeignete 'Ramschware' mit kurzen Haltbarkeitsdaten gehandelt“. Zudem beziehe sich der Liefervertrag explizit auf „in der BRD verkehrsfähige Handelsware“. Auch die Höhe der Provisionszahlungen des Konzerns an den Vertreter der Hilforganisation von mehr als 700.000 Euro seien unverhältnismäßig für humanitäre Lieferungen.


Laut MTI geht die Staatsanwaltschaft davon aus, dass Sanofi von einem Verkauf der Ware im Inland ausgegangen sei. Demnach habe MTI den Konzern weder getäuscht noch betrogen. Es bestehe stattdessen der begründete Verdacht gegen Sanofi-Mitarbeiter, Schmiergelder in erheblicher Höhe gezahlt zu haben, so der Großhändler.

Die Staatsanwaltschaft Stade habe in ihrem Bescheid auf das bei der Staatsanwaltschaft in Verden anhängige Ermittlungsverfahren wegen Bestechung, Untreue, falscher Verdächtigung und Steuerhinterziehung verwiesen, so MTI. „Der Einstellungsbescheid ist eine schallende Ohrfeige für Sanofi-Aventis - mein Mandant ist vollständig rehabilitiert“, so Pragall.

Auch der Vorwurf, MTI habe öffentliche Hilfsgelder von Bundesministerien veruntreut, sei vom Tisch, so Pragal. Denn sowohl Auswärtiges Amt als auch Entwicklungshilfeministerium hätten bestätigt, dass im fraglichen Zeitraum keine Fördergelder an den Hilfsverein geflossen seien.

Wegen der nachweislich unrichtigen Strafanzeige werde gegen Sanofi-Manager nun außerdem wegen falscher Verdächtigung ermittelt. MTI habe deswegen nicht nur große wirtschaftliche Einbußen erlitten, sondern wegen des Reputationsschadens den Geschäftszweig Pharmagroßhandel praktisch verloren.

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