Apotheker empfehlen ihren Kunden häufig Dinge, die ihnen über die Medikation hinaus helfen. Dazu soll zukünftig auch die Migräne-App MSense gehören. Der Hersteller Newsenselab gewann den goldenen VISION.A Award in der Kategorie BIZ.VISION.
Das Start-up aus Berlin führt derzeit intensive Gespräche mit Apotheken, ein Pilotprojekt mit einer Kooperation soll demnächst anlaufen. „MSense eignet sich komplementär zur Medikation von Migränepatienten“, ist CEO Stefan Greiner überzeugt. Die App ist als Medizinprodukt der Risikoklasse I zugelassen. Patienten dokumentieren ihren Lebensstil, Aktivität und Attacken; im Hintergrund läuft eine Wettersoftware.
MSense erkennt anhand dieser Daten potentielle Auslösefaktoren für die Attacken. Die Anwendung kann dann zwischen einer Migräne und einem Spannungskopfschmerz unterscheiden. Eine Diagnosestellung erfolgt jedoch nicht. Patienten können einen Gesamtbericht über drei Monate mit ihrem Arzt besprechen. Das neueste Feature ist ein Chatbot, der mögliche Migränefaktoren identifiziert. Er weist den Patienten darauf hin und empfiehlt präventive Maßnahmen wie Entspannungsübungen. Für akute Kopfschmerzbehandlung gibt es Imaginationsübungen und Massagetechniken. Audiodateien sollen dem Nutzer alles ganz genau erklären. Derzeit befindet sich das Feature noch in der Testphase mit einer kleinen Nutzergruppe, ab Juni soll es dann für alle verfügbar sein.
Bei der Verleihung der VISION.A Awards belegte MSense den ersten Platz in der Kategorie BIZ.VISON für wegweisende Business-Lösungen. „Die Auszeichnung hat unsere Sichtbarkeit erhöht und uns geholfen, mit Menschen aus der Branche in Kontakt zu kommen“, freut sich Greiner.
Bisher übernimmt noch keine Kasse die Kosten für MSense, seit vergangenen November läuft jedoch ein Pilotprojekt mit der Barmer und der Telekom. Die Krankenkasse erstattet Angestellten des Konzerns die Kosten für Premium- und Therapiepart der App. Etwa 300 Mitarbeiter nehmen an dem Projekt teil. Die Ergebnisse werden fortlaufend ausgewertet, eine Ausweitung sei derzeit jedoch noch nicht geplant. Den nächsten Schritt in Richtung Regelversorgung soll eine klinische Studie bringen, die im Juli startet. Mitte des kommenden Jahres werden die ersten Ergebnisse erwartet.
In MSense steckt eine Technologie, die nicht nur bei Migränepatienten angewendet werden kann. Mögliche weitere Einsatzfelder sind dynamische Krankheiten, die in Schüben auftreten, wie Depressionen und Epilepsie. In Zukunft seien Kooperationen mit anderen Unternehmen möglich, die auf diese Indikationen spezialisiert sind, so Greiner.
Newsenselab hat 16 Mitarbeiter: sieben in der Entwicklung, drei im medizinischen Bereich, der Rest verteilt sich auf Marketing, Business Development und Design. Das Start-up wird derzeit von Investoren finanziert und arbeitet an einem eigenen Geschäftsmodell. Durch Bezahlmodelle soll in Zukunft die eigene Finanzierung ermöglicht werden.
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