Öko-Test

Morgens bloß kein Aronal, abends Elmex

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Berlin -

Um Karies vorzubeugen, empfiehlt sich zweimal täglich Zähneputzen. Selbstverständlich gehört zur Mundhygiene neben einer guten Zahnbürste auch die passende Zahnpasta. Die Wahl fällt schwer, das Angebot ist breit – auch in der Apotheke. Öko-Test hat 38 Zahncremes untersucht. Das Ergebnis: Augen auf beim Zahncreme-Kauf, laut Öko-Test gibt es gleichermaßen „sehr gute“ und „ungenügende“ Produkte. Der entscheidende Inhaltsstoff für die Auswahl sollte daher Fluorid sein. Fünf der sieben getesteten Naturkosmetikprodukte fielen deshalb durch.

Öko-Test hat die Produkte nicht in der Apotheke gekauft, sondern in Supermärkten und Drogerien. Genau die Hälfte der ausgewählten Zahncremes erhielt von den Testern ein „sehr gut“. Bei diesen Produkten sollten die Kunden sorgenfrei nach dem Geschmack gehen. All diese Pasten enthalten eine Art des Fluorids, dem wichtigsten Wirkstoff zur Vorbeugung von Karies: „Ob Natriumfluorid, Aminfluorid oder Natriummonofluorphosphat – für Verbraucher ist es nicht entscheidend, welche Art von Fluorid in der Zahnpasta steckt. Wichtiger ist es, eine Fluoridzahncreme zu verwenden, die Ihnen schmeckt, denn nur damit putzen Sie lange genug“, sagt Zahnarzt Dr. Jürgen Fedderwitz gegenüber Öko-Test.

Zu den besonders geeigneten Produkten zählen „Parodontax“ von GlaxoSmithKline, „Pearls & Dents“ von Dr. Liebe sowie „Elmex Kariesschutz“ von der Colgate-Tochter Gaba – trotz Abzugs wegen des Umkartons. Interessanterweise schnitt der bekannte Markenzwilling „Aronal“ deutlich schlechter ab. Die Paste wurde mit „ungenügend“ bewertet, da sie PEG sowie PEG-Derivate enthalte – bedenkliche Inhaltsstoffe aus Sicht der Tester. Weiterer Mangel: Dem Produkt sei Zink zugesetzt.

Insgesamt 13 Zahnpasten erhalten ein „Mangelhaft“ oder „Ungenügend“: Punktabzüge für die Bewertung gab es für fehlendes Fluorid und die Verwendung von Natriumlaurylsulfat. Dies ist ein aggressives Tensid, das die empfindlichen Schleimhäute reizen könne. Zahnpasten mit dem Tensid schäumen nicht, so dass Essensreste und Zahnbelag nur schlecht abtransportiert werden können. Außerdem schnitten Zahncremes schlechter ab, sobald die empfohlene Menge an Zink überschritten wurde. Gerade für Kinder oder Jugendliche sind zinkhaltige Zahnpflegeprodukte nicht geeignet. Aluminiumgehalte wiederum seien unbedenklich.

Demnach war beispielsweise ein Testverlierer Dr. Theiss‘ „Lacalut Aktiv“. Das Produkt wurde als „ungenügend“ bewertet, weil es laut Öko-Test die halogenorganische Verbindung Chlorhexidindigluconat und PEG sowie PEG-Derivate enthielt. Des Weiteren bemängelten die Tester die Verpackung, weil sie kein Glas schütze. Das Zahncreme-Konzentrat „Ajona“ von Dr. Liebe schnitt ebenfalls mit „ungenügend“ ab. Auch hier enttäuschte der Umkarton. Zudem fehle Fluorid.

„Wir von Dr. Liebe sind der Meinung, dass die Fluoridierung eingeeigneter Weg der Kariesprophylaxe ist, es aber auch möglich ist, eine wirksame Prophylaxe ohne Fluorid zu erzielen“, sagt Dr. Liebe-Geschäftsführer Dr. Jens-Martin Quasdorff. Die Kariesvorbeugung mit Ajona laufe in vier Stufen ab: Effektive und schonende Reinigung der Zähne, Neutralisation des pH-Werts, antibakterielle Wirkung und Remineralisierung durch Calcium und Phosphat. Darüber hinaus sei bei der Verwendung von Natriumlaurylsulfat – ein „umfassend untersuchter, zugelassener und sicherer kosmetischer Rohstoff – die Anwendungsdosis entscheidend.

Weniger schlechte Noten erhielten die Zahnpasten von Proctor & Gamble (Blend-A-Med) und Gaba (Meridol). Sie wurden mit „befriedigend“ bewertet. Bei dem Produkt von Proctor & Gamble wurde bemängelt, dass die Zahncreme trotz Zink Kindern und Jugendlichen empfohlen werde. Öko-Test bezieht sich bei der Bewertung auf Angaben des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR), das Zink ebenfalls für bedenklich hält. Meridol wies offenbar auch PEG oder PEG-Derivate auf.

Abzüge gab es außerdem bei der Bewertung von Weledas „Calendula-Zahncreme“: Das Produkt enthalte kein Fluorid und der Umkarton sei mangelhaft. In einer Stellungnahme von Weleda heißt es: „Da Fluoride von Natur aus in verschiedenen Nahrungsmitteln wie z.B. Fisch, Getreide, Milch, Nüssen (vor allem Walnüssen) und in Wasser (z.B. Mineralwasser) enthalten sind, ist oft die individuell benötigte Dosis an Fluorid durch die Nahrung bereits erreicht.“ Außerdem würden in einigen Ländern zusätzlich Kochsalz oder Leitungswasser fluoridiert. Calendula werde bewusst als Alternative angeboten.

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