Pharmakonzerne

Monsanto-Übernahme: Hürden für Bayer

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Leverkusen -

Die erste Hürde ist genommen. Doch ob der milliardenschwere Erwerb von Monsanto durch Bayer glatt über die Bühne geht, steht auf einem anderen Blatt. Denn zustimmen müssen nicht nur Monsanto-Aktionäre, auch die Kartellbehörden reden noch ein Wörtchen mit.
 

In der Bayer-Konzernzentrale wird Zuversicht verbreitet: „Unsere Geschäfte ergänzen sich in hohem Maße“, lautet die Standardantwort auf Fragen nach möglichen Einwänden der Kartellbehörden bei der Übernahme des US-Saatgutriesen Monsanto durch Bayer. Nachdem sich das Management beider Unternehmen erst vor zwei Wochen auf den Zusammenschluss ihrer Agrarchemiesparten geeinigt hatten, rückt eine Frage immer stärker in den Fokus: Werden die Wettbewerbsaufseher grünes Licht geben für den milliardenschweren Deal oder finden am Ende doch die Kritiker noch Gehör?

Keiner ist derzeit so überzeugt von dem Schulterschluss der beiden Unternehmen wie Werner Baumann. Der ehrgeizige Bayer-Vorstandschef, der gerade ein paar Wochen im Amt war, als er die Übernahmepläne im Mai ankündigte, spricht von der Zusammenführung zweier „großartiger Unternehmen“.

Bayer hat sich durch den Zukauf nicht nur schwerer und teurer gemacht für mögliche feindliche Übernahmeversuche, sondern hat auch seine Pflanzenschutzsparte auf eine breitere Basis gestellt. Die Transaktion bringe ergänzende Geschäfte wie Pflanzenschutz, Saatgutgeschäft und digitale Landwirtschaft unter ein Dach, heißt es.

Von den anfänglichen Widerständen in der Monsanto-Führung über die Avancen von Bayer hat sich Baumann nicht von seinen Plänen abbringen lassen. Durch eine mehrmalige Aufstockung der Kaufofferte, die sich am Ende auf 66 Milliarden US-Dollar beläuft, gelang es ihm schließlich, seinen Kontrahenten Hugh Grant zu überzeugen.

Dass sich Bayer dabei ein höchst unbeliebtes Unternehmen einverleibt, stört die Leverkusener nicht. Das Image von Monsanto gilt wegen des umstrittenen Pestizids Glyphosat und seines genmanipulierten Saatgutgeschäfts als schwer angeschlagen. In einer Kampagne gegen die sich neu formierende Allianz heißt es bei Greenpeace: „Die Zukunft gehört weder Bayer noch Monsanto, sondern eine ökologische Landwirtschaft ohne Gift und Gentechnik“.

Bayer dagegen sieht die Agrarwirtschaft angesichts der wachsenden Weltbevölkerung vor großen Herausforderungen. Die Expertise in allen Bereichen der Agrarchemie müsse zusammengeführt, Innovation und nachhaltige landwirtschaftliche Praxis vorangetrieben und ein breites Angebot für alle Landwirte bereitgestellt werden.

Die Monsanto-Führung wird nun ihren Anteilseignern empfehlen, das Bayer-Barangebot von 128 US-Dollar je Aktie anzunehmen. Auf einer Hauptversammlung am Jahresende oder Anfang 2017 – ein genauer Termin steht noch nicht fest – gilt die Zustimmung schon fast als Formsache.

Keine Formsache dagegen ist die anstehende Prüfung des Zusammenschlusses durch die Wettbewerbsaufseher in verschiedenen Ländern. Insgesamt sollen rund 30 Kartellbehörden Einblick nehmen in die Übernahme und Auswirkungen auf den Wettbewerb in der Branche unter die Lupe nehmen. So rechnet Bayer auch erst Ende 2017 mit einem Abschluss des Vorhabens. Bei der EU-Kommission lag bisher noch kein Antrag von Bayer vor.

Vor wenigen Wochen hatte die EU-Kommissarin Margrethe Vestager auf Anfrage mehrerer Abgeordneter des EU-Parlaments zugesichert, die Argumente gegen einen Kauf von Monsanto durch Bayer sorgfältig zu prüfen. Das größte Problem sehen Wettbewerbspolitiker in dem Zuwachs an Marktmacht.

Achim Wambach, Chef der Monopolkommission, erwartet eine monatelange Untersuchung. „Die Behörden werden genau prüfen, ob die Fusion ein marktverschließende Wirkung hat“, sagte er unlängst der „Rheinischen Post“.

Wie tief die Aufseher am Ende in die Pläne eingreifen oder ob sie den Erwerb völlig untersagen, ist schwer einzuschätzen. Bayer rechnet allenfalls in Teilbereichen mit Kartellauflagen. Ein erster Hinweis darauf, welche Richtung die Prüfung nehmen könnte, ist die anstehende Entscheidung der US-Aufsichtsbehörden über die geplante Fusion der Konkurrenten Dow und DuPont.

Werden die Kartellfreigaben nicht erteilt, hätte Baumann ein Problem. Der Manager wäre als Vorstandschef nicht nur angezählt, er hätte Bayer auch um 2 Milliarden US-Dollar ärmer gemacht. Das ist nämlich die Entschädigungssumme, die Bayer im Fall des Scheiterns der Übernahme an Monsanto zahlen muss.

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