Kosmetik ist für Apotheker ein ebenso fester wie interessanter Bestandteil der Freiwahl. Knapp 1,1 Milliarden Euro setzten die Apotheken nach Angaben des Marktforschungsunternehmens IMS Health im vergangenen Jahr mit Produkten aus dem so genannten „Personal Care“-Bereich um. Das sind immerhin knapp 3 Prozent des Gesamtumsatzes. Allerdings entwickelt sich das Geschäft mit Gesichtscremes, Haarshampoos, Bodylotions und Zahnpasta seit einigen Jahren rückläufig.
Mit knapp 39 Prozent macht die Damenkosmetik traditionell den größten Bereich aus, gefolgt von Pflegeprodukten für die Familie (27,5 Prozent). Auf Platz 3 liegen Haarpflegeproduke mit 14 Prozent, gefolgt von Körperhygiene-Artikeln (9 Prozent), Produkten zur Mundpflege (8 Prozent) sowie Babypflege (1,6 Prozent). Von untergeordneter Bedeutung sind Herrenkosmetik (0,7 Prozent) und Düfte (0,1 Prozent).
Fünf Hersteller teilen rund 40 Prozent des Marktes unter sich auf. Der französische Kosmetikkonzern L'Oréal verteidigt mit Vichy seit Jahren Platz 1. La Roche-Posay, ebenfalls von L'Oréal, wurde inzwischen von Dr. Theiss auf Platz 4 verdrängt: Der saarländische Hersteller (Ringelblumensalbe, Allgäuer Latschenkiefer, Lacalut) hat seine Olivenöl-Produkte fest in den Apotheken platziert.
Platz 2 hält seit Jahren der Hamburger Konzern Beiersdorf mit seiner Marke Eucerin. Die Plätze 5 bis 10 belegen derzeit Pierre Fabre (Avène), Bayer (Bepanthol), Weleda, Dr. Hobein (Eubos), Wala (Dr. Hauschka) und Stada (Ladival). Weitere wichtige Marken sind Louis Widmer, Claire Fisher (Deutsche Chefaro), La Mer, Derma Sel (Fette Pharma), Skin Doctors und Biomaris. Johnson & Johnson stellte Ende 2009 seinen Vertrieb der Marke Roc wegen mangelnder Nachfrage in Deutschland ein.
Während Eubos und Weleda seit mehr als 80 Jahren in der Offizin präsent sind, drängen seit einigen Jahren vor allem französische Luxusmarken in die Apotheken. Während Avène (Pierre Fabre) auf Pflege für empfindliche Haut für die ganze Familie setzt, konkurrieren Nuxe, Caudalie und Lierac (Alès Groupe Cosmetic) um Kundinnen, die auf Natürlichkeit und Glamour gleichzeitig setzen. Auch L'Oréal hat mit innéov, Sanoflore, Skinceuticals, Roger&Gallet und Bodyshop gleich mehrere Alternativen am Markt.
Erfolgreichste Produktlinie ist „Eucerin Trockene Haut“. Die Serie „Frei“ von Apotheker Walter Bouhon wurde in den vergangenen Jahren durch Olivenöl und Bepanthol von Rang 2 auf Rang 4 verdrängt. Vichy liegt mit „Liftactiv CxP“ nach Physiogel (Stieffel) auf Platz 6.
Die meisten Hersteller vertreiben ihre Produkte ausschließlich in der Apotheke. Nuxe und Caudalie gibt es auch in wenigen gehobenen Kaufhäusern, La Mer wird in Kosmetikinstituten sowie Wellnessstudios und -hotels angeboten. Dr. Hauschka ist in Reformhäusern, Naturkostfachgeschäften und Parfümerien erhältlich. Weleda-Produkte sind auch im Einzelhandel und in der Drogerie zu finden - allen voran dm.
Exklusivität weckt Begehrlichkeiten: Weil der Massmarket ein Auge auf die Kosmetikmarken aus der Apotheke geworfen hat, liefern die meisten Hersteller nur noch an Geschäftspartner, die ein vorgegebenes Sortiment führen. L'Oréal, Caudalie, Louis Widmer, Avène, La Mer, Lierac, Nuxe und Dr. Hauschka setzen auf Depotverträge. Nur die Marken Frei und Olivenöl können noch über den Großhandel bestellt werden. Dagegen sind beispielsweise Vichy-Produkte mittlerweile mit dem Hinweis versehen: Distribution réservée aux dépositaires agrées Vichy.
APOTHEKE ADHOC Debatte