Merck zeigt Ebay-Händler an Carolin Ciulli, 11.12.2018 13:17 Uhr
Arzneimittel dürfen gesetzlich nur in Apotheken an Endverbraucher abgegeben werden. Über Ebay wird das Arzneimittelgesetz (AMG) durch private Verkäufer seit Jahren gebrochen. Der Pharmakonzern Merck stellte gegen einen Händler jetzt Strafanzeige, weil er über die Online-Plattform unerlaubt mit dem verschreibungspflichtigen Arzneimittel Euthyrox gehandelt hat.
Der private Händler „Prescanari-0“ bot Ende November das Schilddrüsenmedikament Euthyrox als Nahrungsergänzungsmittel in verschiedenen Stärken an: Von der N3-Größe 100 μg hatte er laut Ebay noch sechs verfügbare Packungen und bereits drei verkauft. Der Festpreis: 15 Euro. Gelistet waren die Merck-Produkte für knapp 16 Euro. Die Nachfrage nach der 25-μg-Stärke war offenbar größer: Sechs seien bereits verkauft und noch drei verfügbar – ebenfalls für 15 Euro, hieß es.
Der Hersteller stellte am 6. Dezember Strafanzeige gegen „Prescanari-0“. „Merck wurde über den routinemäßigen Einsatz eines Social Media Monitorings auf das Angebot auf Ebay aufmerksam“, sagt eine Sprecherin. Vor der Strafanzeige sei das Regierungspräsidium Darmstadt über den Vorfall und die intern eingeleiteten Maßnahmen informiert worden. „Das Regierungspräsidium wird fortlaufend von uns informiert.“
Der Händler ist mittlerweile bei Ebay „nicht länger als registriert“ gemeldet, heißt es auf der Plattform. Er war seit Januar 2016 bei dem Online-Marktplatz angemeldet, aber offenbar nicht besonders aktiv. Der Händler gab als Standort bei Ebay Großbritannien an, als Artikelstandort wurde EU vermerkt. Insgesamt erhielt er in den vergangenen zwölf Monaten zehn Bewertungen, alle positiv.
Die unerlaubten Angebote bei Ebay werden seit Jahren von Apothekern kritisiert und bei den Behörden gemeldet. Ein Apotheker stellte jüngst beispielsweise Strafanzeige gegen einen Anbieter aus Deutschland, der Ivermectin aus Brasilien anbot. „lifestyleka“ bewarb das Produkt mit „wie Scabioral oder Stromectol“ – der Preis: 76,90 Euro. Der Händler hat die Produkte laut den Bewertungen auf Ebay an mehrere Nutzer verkauft und 100 Prozent positive Rückmeldungen. Er ist der Internetseite zufolge nicht gesperrt, bietet aber aktuell keine Produkte an.
Auch andere Hersteller haben Ebay im Blick. Louis Widmer beobachtet laut eigenen Angaben die Versender aus Polen, die regelmäßig unerlaubt die verschreibungspflichtige Creme Pigmanorm anbieten. Das schweizerische Unternehmen nahm mit dem Anbieter Kontakt auf. „Ebay ist natürlich keine autorisierte Plattform für den Verkauf von verschreibungspflichtigen Arzneimitteln wie Pigmanorm“, sagte eine Unternehmenssprecherin im Sommer. Was genau Louis Widmer von den Händlern fordert, wollte sie nicht verraten.
Apotheker haben Ebay seit Jahren im Visier. Besonders aktiv ist die Freie Apothekerschaft. Ein technikaffiner Pharmazeut entwickelte selbst ein Computerprogramm, das illegale Angebote findet. Mehrere Tausend unzulässige Angebote wurden dadurch entdeckt und per Screenshot archiviert. Allein 2017 seien mehr als 2500 illegale Angebote zusammengetragen worden. Dass die Ebay-Sicherheitsfilter nicht zu funktionieren scheinen, zeigen aktuelle Beispiele: Ein Anbieter verkauft derzeit die verschreibungspflichtige Creme Vaniqa (Eflornithin) für 40 Euro. „Habe die Creme vom Hautarzt verschrieben bekommen, darf sie jedoch jetzt doch nicht verwenden. Wäre doch schade, wenn sie verfallen würde, zumal sie in der Anschaffung 57,99 € kostet“, schreibt der Nutzer. Beim Schmerzmittel Tramadol hat die Beschwerde eines Apothekers mittlerweile die Löschung des Angebots bewirkt.