Pharmakonzerne

Merck: Trennung von Allergopharma? APOTHEKE ADHOC/dpa, 27.11.2015 09:56 Uhr

Berlin - 

Merck erwägt Kreisen zufolge den Verkauf seines Geschäfts mit patientenindividuellen Lösungen zur Desensibilisierung. Der Verkauf von Allergopharma könnte dem Darmstädter Pharma- und Chemiekonzern etwa 600 Millionen Euro in die Kasse spülen, berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg unter Berufung auf mit der Angelegenheit vertraute Personen.

Interesse könne es von Pharmafirmen und institutionellen Investoren geben. Die Überlegungen befänden sich noch in einem frühen Stadium, Merck könne sich auch noch gegen einen Verkauf entscheiden. Merck wollte zu dem Thema keine Stellungnahme abgeben. Im dünnen nachbörslichen Handel reagierten Aktien nicht.

Allergopharma vertreibt Diagnostika und verschreibungspflichtigen Präparate für die spezifische Immuntherapie (SIT). Tochterfirmen gibt es in Deutschland, Österreich, der Schweiz und Italien. Laut Merck wächst der Markt wegen der zunehmenden Anzahl von Allergikern auf der einen und der steigenden Verbreitung der SIT in vielen Schwellenländern auf der anderen Seite.

Die deutsche Gesellschaft sitzt in Reinbek bei Hamburg. Im kommenden Jahr war eine Erweiterung der Produktion geplant, um die globale Expansion voranzutreiben und den schärfer werdenden Anforderungen an Herstellungsstandards gerecht zu werden.

Den Markt teilen sich insgesamt neun Unternehmen; dazu gehören neben Allergopharma unter anderem Alk Abelló (Lundbeck), Stallergenes sowie kleinere Anbieter wie Hal Allergie (Droege), Bencard und Leti (Novartis). Jährlich werden Schätzungen zufolge zwischen 250 bis 300 Millionen Euro umgesetzt. Bis zu 200.000 neue Patienten kommen jedes Jahr dazu.

Allerdings ist die Branche gebeutelt: Bencard und Hal Allergie hatten nach Inkrafttreten des Arzneimittelmarkt-Neuordnungsgesetzes (AMNOG) beim Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) eine Befreiung vom Herstellerrabatt und dem Preismoratorium beantragt. Allerdings wurde die Befreiung später abgelehnt. Die Firmen müssen nachweisen, dass sie den Abschlag nicht aus ihren Erträgen finanzieren können.

2011 waren zahlreiche Produkte vom Markt verschwunden. Hintergrund war die Therapieallergene-Verordnung (TAV) aus dem Jahr 2008, die eine arzneimittelrechtliche Zulassung für die Präparate forderte.

Zuletzt hatten Allergopharma und Alk Abelló mit ihren Liefergebühren für Ärger in den Apotheken gesorgt, weil diese nicht komplett von den Kassen übernommen wurden. Außerdem hatte Thilo Weichert vom Unabhängigen Landeszentrum für Datenschutz (ULD) in Schleswig-Holstein gewarnt, dass sich Apotheken strafbar machen, wenn sie zu viele Daten an die Hersteller übermitteln.