Der Pharma- und Chemiekonzern Merck denkt Medienberichten zufolge über den Verkauf seines Geschäftsbereichs „Consumer Health Care“ nach, zu dem apothekenpflichtige Präparate wie etwa das Nasenspray Nasivin gehören. Zukäufe, die für nötig wären, um die Sparte wettbewerbsfähig zu halten, seien momentan zu teuer, sagte Unternehmenschef Dr. Karl-Ludwig Kley der britischen „Financial Times“. Daher sei ein Verkauf des Geschäftsbereichs nicht auszuschließen.
Auf die Frage, ob Consumer Health Care verkauft werde, antwortete Kley: „Bei dem aktuellen Preisumfeld sehe ich nicht, dass wir Milliarden ausgeben könnten, um das Geschäft zu verdoppeln, damit es eine kritische Größe im Weltmaßstab erreicht.“
Ein Unternehmenssprecher relativierte die Aussagen: In dem Interview habe Kley lediglich die Verkaufsoption nicht ausgeschlossen. „Das heißt nicht, dass wir einen Verkauf aktiv prüfen.“ Merck hat nach eigenen Angaben 2009 weltweit rund 467 Millionen Euro im Bereich Consumer Health Care umgesetzt, das sind 8 Prozent der gesamten Arzneimittelgeschäfts von 5,8 Milliarden Euro. Von den 1200 Beschäftigten arbeiten 190 in Deutschland. Zu den bekanntesten Produkten gehören die Nahrungsergänzungsmittel Bion3, Cebion, Epamax, Femibion, Kohle Compretten, Kytta, Multibionta, Seven Seas und Ultracarbo.
Sollte Merck die apothekenpflichtigen Produkte abstoßen, würde in der Pharmasparte das Segment mit forschungsintensiven und patentgeschützten Präparaten verbleiben. Das Geschäft ist zwar margenstärker als das mit rezeptfreien Produkten, aber auch risikoreicher. Das bekamen die Darmstädter gerade erst zu spüren: Im September hatte die Europäische Arzneimittelagentur EMA das MS-Präparat Movectro (Cladribin) im Zulassungsverfahren nicht empfohlen.
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