Der Darmstädter Pharma- und Technologiekonzern Merck lässt seine Schwächephase nach dem Corona-Boom hinter sich. Im dritten Quartal sorgte ein sich in Teilen erholendes Geschäft mit Halbleitermaterialien beim Dax-Konzern für Auftrieb. Schub gab etwa eine größere Nachfrage nach Materialien für moderne Halbleiter und Anwendungen für Künstliche Intelligenz. Zudem florierte das Geschäft mit Medikamenten, nachdem Merck zuletzt zwei Flops in der Arzneiforschung verkraften musste. Auch in der Laborsparte, die jüngst unter einer Nachfrageschwäche gelitten hatte, ging es erstmals wieder voran.
Die am Umsatz gemessene größte Sparte für Laborbedarf im Berichtszeitraum verzeichnete erstmals seit dem ersten Quartal 2023 wieder einen organischen Zuwachs. Effizienzmaßnahmen sorgten dort zudem auch für einen Ergebnisanstieg. Der Geschäftsbereich hatte in der Pandemie von einer starken Nachfrage von Impfstoffherstellern und Forschern profitiert, anschließend hatten viele Kunden sich aber erst einmal aus ihren vollen Beständen bedient und weniger bestellt. Dieser Lagerabbau geht nun laut Merck schrittweise dem Ende zu. Neben dem Bereich rund um die Arzneimittelherstellung lief zuletzt auch Mercks Geschäft mit der Forschung wieder besser.
Während in der Pharmasparte vor allem Arzneimittel gegen Multiple Sklerose und Krebs für Schwung sorgten, stampfte der Konzern dort seine Ausgaben für Forschung und Entwicklung ein. Das operative Ergebnis der Sparte stieg dadurch kräftig. Merck hatte nach zwei gefloppten Studien die Tests an den Arzneien Evobrutinib (Multiple Sklerose) und Xevinapant (Krebs) eingestellt.
Die Südhessen wollen nun verstärkt Lizenzen für die Arzneimittel anderer Unternehmen erwerben. Die eigenen Forschungsausgaben dürften vorerst niedrig bleiben, sagte Finanzchefin Helene von Roeder.
Von Juli bis September stieg der Umsatz gemessen am Vorjahreszeitraum um 1,8 Prozent auf 5,3 Milliarden Euro. Das bereinigte operative Ergebnis erreichte mit gut 1,6 Milliarden Euro ein Plus von 12 Prozent. Damit verdiente Merck im Tagesgeschäft mehr als erwartet. Nach Steuern stieg der Gewinn um knapp zehn Prozent auf 812 Millionen Euro.
Merck setzt strategisch auf den Boom rund um Künstliche Intelligenz. KI-Chips müssen besonders leistungsfähig sein. Merck optimiert die Materialien, die für die Herstellung gebraucht werden.
„Wie erwartet haben wir unseren Wachstumskurs im dritten Quartal fortgesetzt“, sagte Vorstandschefin Belén Garijo. „Die Märkte, in denen wir tätig sind, zeichnen sich durch unverändert robuste Wachstumstrends aus.“ Zuletzt hatte Merck zu kämpfen, weil die große Nachfrage von Corona-Impfstoffherstellern in der Laborsparte abgeebbt war. Im vergangenen Jahr musste Merck einen Gewinnrückgang verkraften. Für dieses Jahr ist die Wende angepeilt.
Für das laufende Geschäftsjahr präzisierte Merck die Prognosen. Demnach soll der Umsatz in der unteren Hälfte der Bandbreite von 20,7 bis 22,1 Milliarden Euro herauskommen. Das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen erwartet das Merck um den Mittelwert der Zielspanne von 5,8 bis 6,4 Milliarden Euro.
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