Merck: Keine Jubel-Bilanz im Jubiläumsjahr Gabriele Hoberg, 08.03.2018 08:18 Uhr
Anfang der Woche hatte Merck-Chef Stefan Oschmann schon angedeutet, was jetzt offiziell ist: das älteste Pharma- und Chemieunternehmen Deutschlands hat die Geschäftsziele 2017 erreicht und mit den Neuzulassungen zweier Medikamente strategische Erfolge erzielt. Der Umsatz wuchs um 2 Prozent auf 15,3 Milliarden Euro (2016: 15,0 Milliarden Euro).
Bei den Neuzulassungen geht es zum einen das neue Multiple-Sklerose-Mittel Mavenclad (Cladribin) als erste orale Kurzzeittherapie für MS-Patienten. Neben der im September 2017 erlangten EMA-Zulassung hat Merck zum anderen auch auf dem wichtigen britischen Markt den Status „erstattungsfähig” für Mavenclad erreicht. Das Präparat soll in den nächsten Jahren neben dem Krebs-Antikörper Bavencio (Avelumab) zum wichtigsten Umsatztreiber des Pharmakonzerns werden. Avelumab war ebenfalls Ende September zur Vermarktung in Europa zugelassen worden. Insgesamt laufen rund 50 weitere Studien für diesen Wirkstoff.
Das operative Ergebnis (EBIT) wuchs zwar um 1,8 Prozent und lag bei 2,5 Milliarden Euro (2016: 2,5 Milliarden Euro). Das EBITDA pre, die wichtigste Ertragskennzahl des Unternehmens, ging aber um 1,7 Prozent auf 4,4 Milliarden Euro zurück (2016: 4,5 Milliarden Euro). Das Konzernergebnis stieg 2017 um fast 60 Prozent auf die Rekordhöhe von 2,6 Milliarden Euro (2016: 1,6 Milliarden Euro). Zu dieser Steigerung des bereits sehr guten Vorjahresergebnisses trug neben dem operativen Geschäft auch der Ertrag im Zusammenhang mit der US-Steuerreform in Höhe von 906 Millionen Euro bei.
Mit dem Verkauf der Biosimilar-Sparte an Fresenius konnte Merck seiner Bilanz für 2017 aufhübschen. Merck sicherte sich so Geldmittel im Umfang von insgesamt 656 Millionen Euro für die künftige Konzentration auf seine Neuentwicklungen. Denn mit der erst 2012 gegründeten Sparte für Generika von Biotech-Arzneien hatte Merck bis zuletzt keine Umsätze erwirtschaftet.
Insgesamt konnte Merck bei Produkten für die Pharmaforschung und in der Medikamenten-Sparte zwar ein Umsatzwachstum von 4,7 Prozent erzielen. Aber die alten Kassenschlager wie Rebif (Multiple Sklerose), Erbitux (Krebs) und Gonal-f (Fruchtbarkeit) haben auch 2017 sinkende Erlöse vorzuweisen.
Aktuell angesagt bleibt der geplante Verkauf der OTC-Sparte von Merck, zu der unter anderem Kytta, Femibion, Nasivin, Cebion, Multibionta, Bion3, Vigantol, Epamax und Kohle Compretten gehören. Weil auch der US-Konkurrent Pfizer seine OTC-Sparte losschlagen will, hatte Merck zuletzt erklärt, deswegen den ursprünglich angepeilten Verkaufserlös von mindestens vier Milliarden Euro zu senken. Der Schweizer Nestlé-Konzern war nach anfänglichem Interesse Anfang Februar 2018 wieder abgesprungen. Noch im März werden jetzt weitere Kaufofferten erwartet, weltweit wären 3800 Mitarbeiter von dem Verkauf betroffen.
Für 2018 stellt der Konzern ein moderates organisches Umsatzwachstum in Aussicht. Dabei dürften negative Währungseffekte das um Sonderposten bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) um 4 bis 6 Prozent belasten.