Merck: Keine Debatte um Pharmasparte dpa, 03.05.2018 17:27 Uhr
Die Eigentümerfamilie von Merck will den Chemie- und Pharmakonzern auch künftig stützen. „Die Familie steht fest hinter dem Unternehmen“, sagte Frank Stangenberg-Haverkamp, Vorsitzender des Familienrats, heute beim Festakt zum 350. Jubiläum in Darmstadt. Die rund 270 Mitglieder starke Familie sei bis 2030 per Vertrag an Merck gebunden und peile an, diesen um weitere zehn Jahre zu verlängern.
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) würdigte das Unternehmen und seinen „konstanten Standort“ Darmstadt. Die südhessische Stadt habe sich „sukzessive zu einer Wissenschaftsstadt entwickelt“, mit Merck, mehreren Hochschulen, forschenden Unternehmen und Institutionen und verfüge über „geballtes Wissen, Erfahrung und vielversprechenden Nachwuchs“. Merck stehe für Forschung, Innovation und Weitsicht.
Sie erinnerte an die Geschichte des Konzerns, der 20 Jahre nach dem Ende des Dreißigjährigen Krieges aus einer Apotheke entstand und seither viele Rückschläge verkraften musste. So verlor Merck im Ersten Weltkrieg durch Enteignung seine US-Tochter, die heute als Merck & Co an der Wall Street notiert ist. Zudem wurde die Darmstädter Fabrik 1944 im Bombenhagel zu 70 Prozent zerstört. Damals hätten viele Familienmitglieder gesagt, den Wiederaufbau „schaffen wir nicht“, sagte Stangenberg-Haverkamp.
Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU) lobte ferner die Sozialpartnerschaft bei Merck. Die Tatsache, dass es seit 1971 keinen Streik gegeben habe, zeige die Geschlossenheit im Unternehmen.
Stangenberg-Haverkamp betonte, es gebe derzeit auch keine Pläne, den Anteil der Merck-Familie, die gut 70 Prozent an dem Dax-Konzern hält, zu senken. Die Familie habe ihr Vermögen in die Firma investiert und gehe üblichen Berufen nach. „Den Playboy mit Ferrari gibt es bei uns nicht, zumindest haben wir ihn noch nicht gefunden.“ Sollte es die Möglichkeit geben, durch einen solchen Schritt Merck etwa über neue Investoren besser aufzustellen, sei das denkbar. „Wir suchen aber nicht danach“, sagte der persönlich haftende Stangenberg-Haverkamp.
Das 1668 gegründete Unternehmen beabsichtige nicht, in neue Geschäftsfelder vorzudringen, sagte das Familienoberhaupt weiter. Mit den Sparten Pharma, Laborausrüstung und Spezialchemie sei Merck breit genug aufgestellt. Auch stehe die Pharmasparte, die jahrelang eine Durststrecke erlebt hatte, „nicht zur Disposition“ – selbst wenn es neue Rückschläge geben sollte.
Bundeskanzlerin Merkel betonte die Bedeutung von lebenslangem Lernen. Merck habe Forschung, Innovation und Weitsicht immer ausgezeichnet. Künftig gelte es, Medizin und Digitalisierung zugunsten von Patienten zusammenzubringen, ohne etwa ethische Fragen zu vernachlässigen. Diese große Herausforderung sei auch Aufgabe der Politik.