Die Streiks haben Wirkung gezeigt, die Mitarbeiter im Großhandel bekommen mehr Geld. Nachdem gestern in Nordrhein-Westfalen zwischen der Gewerkschaft Verdi und den Arbeitgebern eine Einigung erzielt wurde, steht das Paket nun auch in Baden-Württemberg. Andere Tarifbezirke werden sicher nachziehen.
In Gerlingen einigten sich heute die Verhandlungskommissionen in vierter Runde auf eine Tarifvereinbarung zu neuen Löhnen und Gehältern in Baden-Württemberg. Zuvor hatte es Streiks gegeben: Am 11. Juni bei Alliance Healthcare in Stuttgart und am 24. beziehungsweise 25. Juni bei Phoenix in Neuhausen und Mannheim.
Die Konditionen sind dieselben wie in NRW: Rückwirkend zum 1. Juni werden Gehälter und Löhne um 3 Prozent erhöht. Ab 1. Mai 2020 gibt es eine weitere Erhöhung um 1,9 Prozent. Die Azubi-Vergütungen werden jeweils zum beginnenden Ausbildungsjahr überproportional um jeweils 70 Euro zum 1. September 2019 und 2020 angehoben. Es wurde eine beiderseitige Erklärungsfrist bis zum 10. Juli vereinbart. Der Tarifvertrag hat eine Laufzeit von 24 Monaten und endet am 30. April 2021.
Verdi bewertet den Tarifabschluss als gutes Ergebnis. Bernhard Franke, Verhandlungsführer in Baden-Württemberg, sagte: „Wir haben rausgeholt, was möglich war. Die derzeitige Preisentwicklung lässt reale Lohnsteigerungen für die Beschäftigten erwarten. Die überproportionalen Erhöhungen der Ausbildungsvergütungen sind ein wichtiger Beitrag dazu, Ausbildung im Groß- und Außenhandel attraktiver zu gestalten.“ Franke bedankt sich bei den Streikenden der letzten Wochen: „Ohne ihren Einsatz wäre noch kein Durchbruch möglich gewesen.“
NRW-Verhandlungsführerin Silke Zimmer ist ebenfalls zufrieden mit dem Tarifergebnis: „Die Kolleginnen und Kollegen haben mit diesem Abschluss in den kommenden beiden Jahren deutlich mehr Geld zur Verfügung. Das ist ein Erfolg der Beschäftigten, die sich in dieser Tarifrunde auf die Straße bewegt und diesen Abschluss erkämpft haben. Besonders freut mich auch die überproportionale Erhöhung für die Azubis.“
Auch in Hamburg sowie Berlin/Brandenburg wurde gestreikt. Die Verdi-Mitglieder hatten 6,5 beziehungsweise 7 Prozent mehr Geld gefordert und 100 beziehungsweise 150 Euro mehr Ausbildungsvergütung, jeweils für eine Laufzeit von zwölf Monaten, sowie strukturelle Verbesserungen in der Vergütungsstruktur und eine Vorteilsleistung für Verdi-Mitglieder im Wert von 250 Euro. Die Großhändler hatten laut Verdi 2 Prozent mehr Lohn für das laufende Jahr und ein Gehaltsplus von 0,5 Prozent für 2020 angeboten.
In Sachsen-Anhalt hatten die Arbeitgeber ihr Angebot im Vergleich zur Vorrunde von 2,5 Prozent binnen zwei Jahren auf 3,0 Prozent im gleichen Zeitraum erhöht. Die Nachbesserungen waren aus Verdi-Sicht enttäuschend. „Auch dieses Angebot ist für uns keine Verhandlungsgrundlage“, so Verdi-Sprecher Jörg Lauenroth-Mago (Gehe/McKesson) Anfang Juni. Es zeige sich, dass die Arbeitgeber mit Argumenten nicht zu bewegen seien. Er kündigte Streikaktionen an, um den Druck zu erhöhen.
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