Gesundheitsplattform

Medwatcher: Instagram für Patient:innen

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Berlin -

Es sollte sich mittlerweile herumgesprochen haben, dass „Dr. Google“ weder Medizin noch Pharmazie studiert hat. Weil sehr viele Patient:innen trotzdem online nach einer Therapie suchen, will die Agentur XO Life mit „Medwatcher“ eine Plattform schaffen, auf der es verlässliche Informationen und eine Begleitung für die Arzneimitteltherapie gibt. Apotheken können dort ebenfalls vertreten sein und eigene Kanäle auf der Plattform betreiben. Finanziert wird das Ganze über die Industrie.

Medwatcher soll als Gesundheitsplattform in beide Richtungen funktionieren: Die Patient:innen sollen jederzeit kuratierte Inhalte zu für sie relevanten medinischen Themen bekommen und ihrerseits Feedback mittels wissenschaftlich basierter Fragebögen geben und sich mit ihrer Peer Group vergleichen. Die Plattform richtet sich nicht an Akutfälle, sondern an Patient:innen, die eine mittel- oder langfristige Arzneimitteltherapie benötigen.

Während es heute eine Vielzahl von Apps für bestimmte Indikationen oder Therapien gibt, will Medwatcher alles auf einer Plattform vereinen. Die Nutzer:innen können sich dann ihr eigenes Programm zusammenstellen.

Die Inhalte kommen von unterschiedlichen „Publishern“, die abonniert werden können, vergleichbar ein Kanal auf Instagram. Ein Partner ist beispielsweise die Apotheken Umschau (Wort & Bild Verlag), aber auch Forschungsinstitute und wissenschaftliche Verlage können hier publizieren.

Die Plattform steht sogar einzelnen Apotheker:innen und Ärzt:innen offen, die eigene Publisher-Seiten für Gesundheitsnews oder aktuelle Angebote führen können. Wer möchte, kann auch zweimal wöchentlich allgemeine Inhalte von Medwatcher auf seinem Kanal ausspielen lassen. Für die Heilberufler:innen ist die Nutzung kostenlos, bislang sind zehn Apotheken vertreten. Auch eine Verlinkung in den eigenen Shop ist laut Dr. Friderike Bruchmann, Gründerin von XO Life, möglich.

Apotheken als Publisher

Mit Flyern und kostenlosen Aufstellern soll das Angebot ab sofort in Apotheken bekannt gemacht werden. Mit Dr. Björn Schittenhelm und seiner Alamannen-Apotheke wurde schon ein prominentes Mitglied gewonnen. Ziel sei es, dass die ausgewählte Stamm-Apotheke auch im digitalen Raum erster Ansprechpartner für die Arzneimitteltherapie bleibe, so Bruchmann.

Jeder Publicher haftet für die eigenen Inhalte. Das ist besonders wichtig für die Industriepartner, denn auch Pharmahersteller können auf Medwatcher als Publisher auftreten. Sie können eigene „ImpactMonitor“-Bereiche anlegen und die Patient:innen digital bei der Produktanwendung oder Behandlung begleiten. Für die Industrie ist das Angebot kostenpflichtig, darüber wird die Plattform unter anderem finanziert.

Bruchmann zufolge engagieren die Hersteller aber ihrerseits typischerweise Agenturen und Fachverlage für die Erstellung der Inhalte und seien sehr zurückhaltend in der Kommunikation, um nicht in den Verdacht der Schleichwerbung zu kommen. Verschreibungspflichtige Medikamente dürfen laut Heilmittelwerbegesetz (HWG) hier ohnehin nicht beworben werden.

„Marktforschung in Echtzeit“

Durch dieses Zusammenspiel sollen die Nutzer:innen speziell auf sie zugeschnittene Gesundheitsinformationen erhalten und indikationsübergreifend strukturiertes Feedback geben. Die Fragebögen – etwa zu Depression oder Diabetes – entsprechen laut Bruchmann den Standards, die in der klinischen Forschung genutzt werden. XO Life arbeitet hierzu auch mit der Berliner Charité zusammen. „Marktforschung in Echtzeit“ nennt Bruchmann dieses System standardisierte Rückmeldungen. Forschungsinstitute können die anonym aufbereiteten Daten kostenlos beziehen, Hersteller müssten dafür zahlen; das ist die zweite Finanzierungssäule von Medwatcher.

„Meine Vision ist, dass jeder Patient, der Arzneimittel einnehmen muss, die bestmögliche digitale Begleitung erfährt. Durch mehr und besseres Wissen zur Erkrankung, durch die Nutzung von Patientenerfahrungen und durch einen besseren Patientensupport werden wir ein besseres Leben führen können“, so Bruchmann. Eine Chat-Funktion und Telemedizin-Angebote sollen eine unmittelbare Betreuung gewährleisten.

Die Plattform ist aktuell als webbasierte Version verfügbar, gegen Ende des Jahres soll die App folgen. Nach Angaben von XO Life hat die Plattform 50.000 Nutzer:innen, bis Ende des Jahres sollen 250.000 werden. 3500 Medikamente und 1200 Erkrankungen werden derzeit „getrackt“.

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