B. Braun feiert 175 Jahre dpa, 30.06.2014 09:21 Uhr
In der Medizintechnik häufen sich die Megafusionen und -übernahmen. Unbeeindruckt von solchen Transaktionen gibt sich B. Braun Melsungen. Das verschlossene Familienunternehmen, das seit 175 Jahren besteht, hat den Aufstieg zu einem Konzern mit Milliardenumsatz geschafft und will seine stabile Struktur nicht aufs Spiel setzen.
Am 23. Juni 1839 kaufte Julius Wilhelm Braun die Rosen-Apotheke in Melsungen und legte damit den Grundstein für den Konzern mit Niederlassungen in 61 Ländern und 50.000 Mitarbeitern weltweit. Mittlerweile stellt B. Braun unter anderem Spritzen und Pflaster, Ernährungslösungen und Chemotherapien (PNS) her, aber auch Infusionspumpen und 3D-Operationsgeräte.
Groß wurde B. Braun vor allem unter Professor Dr. Ludwig Georg Braun. Der frühere Präsident des Deutschen Industrie- und Handelskammertags (DIHK) stand bis 2011 rund 34 Jahre lang an der Spitze des Herstellers. Zu Beginn seiner Amtszeit waren es noch etwa 3000 Mitarbeitern und rund 517 Millionen D-Mark Umsatz. Er baute B. Braun zu einem Konzern mit Milliardenumsatz und Zehntausenden Mitarbeitern aus.
Seit 2011 setzt Professor Dr. Heinz-Walter Große den Wachstumskurs seines Vorgängers fort. Er ist der erste externe Manager an der Spitze des Unternehmens. Unter ihm knackte der Konzern 2012 erstmals die Marke von fünf Milliarden Euro Umsatz.
2013 kletterten die Erlöse um knapp 122 Millionen auf 5,17 Milliarden Euro. Unter dem Strich wuchs der Konzerngewinn auf 315,5 Millionen Euro (2012: 288,6 Millionen Euro), das beste Ergebnis in der Unternehmensgeschichte. Für 2014 prognostiziert der Vorstand ein erneutes Umsatzplus zwischen 3 und 7 Prozent.
Einer der größten Konkurrenten sitzt ebenfalls in Hessen: Der Dax-Konzern Fresenius aus Bad Homburg stellt Produkte für Dialyse, Generika und Infusionslösungen her. Er betreibt Krankenhäuser und Dialysekliniken. Fresenius und B. Braun hatten zuletzt mit harten Bandagen um die Rhön-Kliniken gekämpft. Am Ende bekam B. Braun einen langfristigen Rahmenliefervertrag.
Vor Jahren rang B. Braun seinen Mitarbeitern am Stammsitz Mehrarbeit ab, sonst sollte die Produktion nach Spanien verlegt werden. Der Zukunftssicherungsvertrag – die Mitarbeiter müssen bis zu 40 Stunden pro Woche arbeiten, dafür werden sie am Erfolg beteiligt, und betriebsbedingte Kündigungen sind ausgeschlossen – läuft in diesem Jahr aus. Über einen neuen Vertrag wird verhandelt. „B. Braun ist ein harter, aber sehr fairer Verhandlungspartner“, sagt ein Gewerkschafter.