Ritex wird spermienfreundlich

Berlin -

Der Kondomhersteller Ritex sorgt sich auch um Paare mit Kinderwunsch. Das Bielefelder Familienunternehmen hat das Portfolio um ein spezielles Gleitgel erweitert: Es handelt sich dabei um ein Medizinprodukt, das Paare mit Kinderwunsch bei der natürlichen Empfängnis unterstützen soll. Man wolle sich als umfassender Anbieter im Bereich der Familienplanung positionieren, sagte Geschäftsführer Robert Richter, der das Unternehmen seit 2009 in dritter Generation führt.

Anlass für das zum Patent angemeldete Medizinprodukt waren Kundenanfragen nach Intim-Gleitmittel, welche bei Kinderwunsch eingesetzt werden können. Denn die üblichen Intim-Gleitmittel gegen Scheidentrockenheit ebenso wie Vaseline, Babyöle oder Speichel beeinträchtigten die Funktionsweise der Spermien.

Frauen, die sich ein Kind wünschen, bei denen aber eine Empfängnis ausbleibt, können laut Ritex durch diese Belastung vermehrt unter Scheidentrockenheit leiden. Jede vierte jüngere Frau ist gelegentlich bis regelmäßig von mangelnder Vaginallubrikation betroffen – bei unerfülltem Kinderwunsch sind es laut Firmenangaben doppelt so viele.

Das Produkt wurde in Zusammenarbeit mit dem Centrum für Reproduktionsmedizin und Andrologie des Universitätsklinikums Münster (UKM) entwickelt. Fast drei Jahre dauerte es, bis aus der Idee ein Produkt wurde. Herausforderung war ein Präparat herzustellen, das den pH-Wert der Vaginalschleimhaut während der fruchtbaren Tage enthält, damit sich die Spermien gut fortbewegen können.

Studien hätten belegt, dass das Medizinprodukt bei den Samenzellen wichtige Eigenschaften für eine erfolgreiche Empfängnis wie Motilität, Vitalität, Morphologie und Integrität der DNS erhalte. Das Gleitmittel ist laut Ritex sofort wirksam. Eine Packung enthält acht Applikatoren mit je vier Millilitern Inhalt. Die Beutel sind wiederverschließbar. Eine Packung kostet knapp 20 Euro. Das Bielefelder Unternehmen bietet seit zwölf Jahren Gleitgel an. Heute umfasst das Sortiment sechs verschiedene Produkte.

Ritex ist die Nummer 3 im deutschen Kondommarkt hinter Reckitt Benckiser (RB) mit der Marke Durex und Mappa mit Billy Boy, Fromms und Blausiegel. Das Familienunternehmen wurde 1948 von Hans Richter gegründet und beschäftigt rund 60 Mitarbeiter. Der Firmenname ist eine Zusammensetzung des Namens der Inhaberfamilie und Latex.

Das Unternehmen produziert laut eigenen Angaben ausschließlich in Deutschland. Jährlich werden rund 180 Tonnen Latex aus Südostasien in der rund 2900 Quadratmeter großen Fertigung in Bielefeld verarbeitet. Pro Jahr gehen 120 Millionen Kondome vom Band. Die Produkte werden in Apotheken von drei Agenturen angeboten. Wichtigster Absatzkanal sind Drogerien, auf die zwei Drittel der Umsätze entfallen.