Herstellbetriebe

Medipolis geht nach Süden

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Berlin -

Der Bereich der Parenteralia-Herstellung ist im Umbruch. Für industrielle Herstellbetriebe bedeuten die Ausschreibungen der Kassen so etwas wie Morgendämmerung, für manche Zytoapotheke herrscht eher Sonnenuntergang. Um sich der Abhängigkeit von einzelnen Kassen zu entziehen, tritt der Jenaer Firmenverbund Medipolis jetzt die Flucht nach vorne an: Im baden-württembergischen Weinheim, weit weg von der AOK Plus, entsteht ein neues Sterillabor. Mit von der Partie ist der auf Onkologika spezialisierte Pharmahersteller Medac.

Medipolis gehört den Brüdern Dr. Christian und Ingmar Wegner. In den vergangenen Jahren haben der Apotheker und der Kaufmann verschiedene neue Geschäftsfelder besetzt: Zusammen mit zwei weiteren Apothekern aus Thüringen betreiben sie ein Blisterzentrum, das circa 20 Apotheken versorgt. Dazu gibt es eine Versandapotheke und eine Homecare-Sparte, die knapp 20 Krankenschwestern beschäftigt. Der 2008 gegründete Herstellbetrieb verfügt über sechs Werkbänke, an denen Sterilrezepturen für die drei eigenen Apotheken sowie externe Kunden hergestellt werden. Insgesamt arbeiten rund 100 Angestellte für die Firmengruppe.

Sollte allerdings auch die AOK Plus künftig Sterilrezepturen ausschreiben, wäre einer der Kernpfeiler von Medipolis bedroht. Denn bis zu 70 Prozent der onkologischen Patienten sind Schätzungen zufolge in Sachsen und Thüringen bei der Kasse versichert.

Daher wollen die Medipolis-Chefs neue Märkte erobern, um auf Ausschreibungen flexibler reagieren zu können. Weil Wegner, der als Apotheker für alle fachlichen Belange zuständig ist, aber nicht bundesweit von Jena aus verschicken will, sondern auch die räumliche Nähe zu seinen Kunden sucht, wurde jetzt der Ableger Medipolis Süd gegründet.

 



In Rastatt bei Karlsruhe haben die Bauarbeiten bereits begonnen; in der zweiten Jahreshälfte soll die Niederlassung mit einer Kapazität von 400.000 Anfertigungen in Betrieb gehen. Geschäftsführer ist Dr. Christian Meyer; der Chemiker war zuvor im onkologischen Außendienst tätig.

Beteiligt ist neben Medipolis das Pharmaunternehmen Medac mit Sitz in Wedel bei Hamburg. Durch die Zusammenarbeit hofft man bei Medipolis auf eine größere Vertriebsstärke; bei Medac war für eine Stellungnahme zur Zusammenarbeit bislang niemand zu erreichen.

Wegner geht davon aus, dass auch die neuen Anforderungen der Apothekenbetriebsordnung (ApBetrO) Medipolis neue Kunden bringen werden: Dass für Herstellbetriebe und Zytoapotheken künftig ähnliche Qualitätsstandards gelten sollen, ist für Wegner „logische Konsequenz der Vereinheitlichung von Anspruch und Qualität“ und daher „unabdingbar“.

Da sich die Investitionskosten von bis zu 300.000 Euro pro Werkbank aber erst ab etwa 7000 Anfertigungen rechneten, könnten gerade kleinere Krankenhaus- und krankenhausversorgende Apotheken sich künftig für externe Zulieferer entscheiden. „Wir sind als privater Anbieter in der Lage, sofort und sehr umfassend Versorgungsaufgaben im Krankenhaus und bei der ambulanten Weiterversorgung zu übernehmen.“

 

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