Neubau in Bayern

Medikamente-per-Klick pfeift auf Holland-Vorteil

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Berlin -

Apotheker Karlheinz Ilius hat große Pläne. Der Inhaber der Versandapotheke Medikamente-per-Klick will im bayerischen Selbitz eine neue Logistikhalle errichten. Noch in diesem Jahr soll das Bauprojekt in der oberfränkischen Stadt beginnen. Die Investition ist ein deutliches Signal für den Standort Deutschland und an die Wettbewerber aus der Niederlande.

Der Neubau in der Nähe einer Bundesstraße könnte noch dieses Jahr beginnen. Die Stadt hat grünes Licht gegeben. Geplant ist ein zweistöckiges Gebäude auf einer Grundfläche von 7400 Quadratmetern. Der bisherige Standort in Selbitz wird beibehalten. Im März 2017 erweiterte Ilius dort sein Geschäft mit der direkt zum Versandhandel angrenzenden Klick-Apotheke.

Ilius vertraut auf den deutschen Standort, ein Wegzug kommt für ihn nicht in Frage: „Wir investieren an unserem bisherigen Standort in Selbitz, weil wir davon überzeugt sind, dass die anstehenden Veränderungen auf dem Gesundheitsmarkt dazu führen werden, dass der Versandhandel aus Deutschland eine Zukunft hat“, sagt der Apotheker. Die Bemühungen auf der politischen Ebene, einen Ausgleich für die unterschiedlichen Wettbewerbsbedingungen innerhalb der EU zu finden, ließen hoffen, dass mittelfristig der signifikante Wettbewerbsnachteil für deutsche Apotheken abgebaut werden könne.

Der Versandapotheker will ein Zeichen setzen: „Durch die Zukunftsinvestition wollen wir bewusst ein Signal setzen, dass es nach unserer Einschätzung auch ohne einen Standort in Holland und den damit verbundenen Erleichterungen in Bezug auf Regularien und Haftungsgestaltungen möglich ist, erfolgreich eine Versandapotheke in Deutschland zu führen“, sagt er.

Die Kunden erhielten denselben Service, den auch die drei Präsenzapotheken böten. Mit dem Versandhandel werde dazu beitragen, die vollumfängliche Versorgung auf dem Land, einschließlich Notdienst, sicherzustellen. Die Entscheidung für den deutschen Standort sei auch hinsichtlich der beruflichen Perspektiven für die rund 200 Beschäftigten wichtig. Eine starke Rolle habe auch das Vertrauen der Kunden in die nachhaltige Qualität einer deutschen Versandapotheke gespielt. „Wir sind davon überzeugt, dass in Zukunft die Verbraucher noch mehr darauf Wert legen werden, von einer Versandapotheke versorgt zu werden, die vollumfänglich deutschen Qualitätsstandards unterliegt und insoweit auch regelmäßig kontrolliert wird.“

Medikamente-per-Klick gehört zur Luitpold-Apotheke in Bad Steben. Ilius übernahm zudem 2017 die Altstädter Apotheke in Hof. Das Gelände der geplanten Logistikhalle ist bislang nicht genutzt. Im Gewerbegebiet Nord wurde nach der Wende im Programm Städtebau West eine Telefonfabrik errichtet, die nach einer Insolvenz mittlerweile nicht mehr betrieben wird. Ein Großteil des alten Gebäudes ist abgerissen. Zusätzlich zur Lagerhalle sollen auch Büroflächen entstehen.

In Selbitz freut man sich über die Pläne des Apothekers. „Das ist äußert positiv und ein Gewinn für die Entwicklung der Stadt“, sagt Bürgermeister Stefan Busch. Die Versandapotheke sei der größte Arbeitgeber vor Ort. „Wenn die Fachbereiche den Plänen zustimmen, könnte Ende 2019 mit dem Bau begonnen werden.“ Bis 2020 solle er abgeschlossen sein.

Ilius gehört zu den Pionieren der Branche. Seit 2008 verschickt er vom Standort aus Arzneimittel. Die Zeiten, in denen er Arzneimittel in einem kleinen Büro seiner Apotheke selbst verpackte, sind lange vorbei. Die bisherigen Lagerflächen sind zu klein geworden. Das Geschäft für Medikamente-per-Klick wuchs schnell. Heute zählt die Versandapotheke zu den größten hierzulande.

Medikamente-per-Klick gehört neben Apotal von Heinz–Peter Fichter (Bad-Apotheke, Bad Rothenfelde) und Apo-Discounter (Apotheke im Paunsdorf Center, Leipzig) zu den führenden deutschen Versandapotheken; größer sind nur die verschiedenen Shops um DocMorris und Shop-Apotheke. Weitere wichtige Anbieter sind Aponeo, Volksversand, Delmed, Disapo und Sanicare; diese gelten teilweise als Kandidaten für eine Übernahme. Noch immer gibt es außerdem rund 300 kleine regionale Webshops.

Mit Apo-Discounter gründet gerade einer der führenden deutschen OTC-Versender eine Niederlassung jenseits der Grenze. In Duiven nördlich von Nijmegen entsteht ein neuer Standort der Bertreibergesellschaft Apologistics. Im Gewerbegebiet Centerpoort-Noord direkt an der A12 hat sich die Firma eine Halle mit einer Gesamtfläche von 19.000 Quadratmetern gesichert. Nach derzeitigen Plänen soll die Niederlassung im Herbst ihren Betrieb aufnehmen, 30 bis 40 Mitarbeiter sollen vor Ort beschäftigt werden. Das Projekt läuft derzeit unter dem Namen „Same Day Apo“. Auch Medpex hatte mit Esando einen Ableger in den Niederlanden gegründet; der Betrieb wurde nach der Übernahme durch Zur Rose aber eingestellt.

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