Gemeinsam mit dem schweizerischen Telemedizin-Anbieter Megate wollte Rhön die Telemedizin vorantreiben – Videoärzte sollten sogar die Steuerung der Patienten übernehmen. Doch nach der Übernahme durch Asklepios legt der Klinikkonzern jetzt eine Kehrtwende hin und steigt aus dem Joint Venture aus.
Rhön hatte 51 Prozent der Anteile an Medgate Deutschland übernommen; das Paket wurde jetzt an den Partner aus der Schweiz übertragen. Offiziell heißt es dazu, die grundlegende Zusammenarbeit bedürfe „keiner starren Grenzen einer juristischen Person“. Rhoen werde sich weiterhin im Bereich der Telemedizin engagieren und dabei neben bestehenden sonstigen Kooperationen auch Kooperationsmöglichkeiten mit dem Mutterkonzern Asklepios prüfen.
„Beide Vertragsparteien stimmen miteinander überein, dass Telemedizin künftig eine unabdingbare Komponente in der medizinischen Versorgung darstellen wird und sowohl aus der medizinischen Sicht als auch aus der ökonomischen Perspektive eine sinnvolle Ergänzung der stationären und ambulanten Leistungserbringung darstellt“, heißt es salbungsvoll zum Abschied.
Bei Medgate gibt man sich gelassen: Die Entscheidung für den Ausstieg von Rhön habe man gemeinsam gefällt. „Für uns war dieser Entscheid wichtig, da wir nun einen zeitnahen operativen Start verfolgen können“, so eine Sprecherin. Man sei stolz darauf, bereits drei namhafte Privatversicherungen als Partner gewonnen zu haben. „Wir freuen uns, Ihnen in den nächsten Wochen weitere Informationen zu unserem operativen Start bekannt geben zu dürfen.“
Das Joint Venture war erst Ende vergangenen Jahres gegründet worden; kurz darauf vereinbarte Firmengründer Eugen Münch die Übernahme durch Asklepios. Der Konkurrent hatte sich 2012 gemeinsam mit B. Braun bei Rhön eingekauft, um eine Übernahme durch Fresenius zu verhindern. Stattdessen wurden 2014 schließlich 40 Standorte durch die Fresenius-Tochter Helios übernommen. Heute gehören zu Rhön Standorte der Campus Bad Neustadt, das Klinikum Frankfurt (Oder), das Universitätsklinikum Gießen und Marburg und die Zentralklinik Bad Berka.
Medgate ist nicht der einzige Telemedizin-Anbieter, der innerhalb von kurzer Zeit seinen Partner verliert. Kry hatte mit DocMorris kooperiert, bevor sich der Mutterkonzern für mehr als 40 Millionen Euro den Mitbewerber Teleclinic einverleibte. Man sieht: Die Glücksritter wollen die Gunst der Stunde nutzen.
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