Mit Videosprechstunden will auch Medgate den deutschen Markt erobern. Doch der bisherige Partner Rhön hat sich nach wenigen Monaten aus dem Projekt verabschiedet. Auch Apotheken.de hat mit Teleclinic einen wichtigen Partner verloren – jetzt schließen sich die beiden Plattformen zusammen.
Der Deutsche Apotheker Verlag (DAV) bindet Medgate an seine Plattform Apotheken.de an. Mit wenigen Klicks sollen Patienten damit direkt im Anschluss an die Online-Sprechstunde ihre verschriebenen Medikamente bei der gewünschten Apotheke vor Ort bestellen können. Die Apotheke empfängt das E-Rezept wie alle Vorbestellungen über ihren Bereich Mein.apotheken.de.
Durch die Verknüpfung mit Apotheken.de soll die Zeit bis zur medikamentösen Behandlung noch kürzer werden. Nachdem das Rezept vom Telearzt erstellt wurde, sendet der Patient es unmittelbar an seine gewünschte Apotheke vor Ort. „Unnötige Wege entfallen, da der Patient bequem informiert wird, sobald das benötigte Arzneimittel in der Apotheke seiner Wahl abholbereit ist“, heißt es von den Projektpartnern.
Viele Apotheken bieten demnach auch eine Belieferung per Boten an. „Auch diese kontaktlose Lieferart kann der Patient direkt über die Medgate-App anfordern. Gerade in der Pandemie ist das für Patient und Apotheke ein großer Vorteil.“
„Durch die Zusammenarbeit mit Medgate Deutschland gewinnen wir einen erfahrenen Partner im Bereich Telemedizin dazu, der weltweit bereits über 9,3 Millionen Patientenkontakte verzeichnet“, sagt Thomas Koch, Projektleiter von Apotheken.de. „Das stärkt die Apotheke vor Ort, weil Rezepte aus telemedizinischen Konsultationen direkt in die lokale Apotheke gehen.“
„Durch die Kooperation mit Apotheken.de bieten wir unseren Patienten eine durchgehende Customer Journey aus Online-Arztbesuch und Rezepteinlösung in der Vor-Ort-Apotheke. Damit bringen wir die medizinische Versorgung für den Patienten dahin, wo er sie braucht“, sagt Andreas Bogusch, Head of International Business Development bei Medgate. Für immer mehr PKV-Versicherte in Deutschland sei die ärztliche Beratung und Behandlung durch Medgate kostenlos, so Bogusch weiter. Einige der führenden PKVen übernehmen die Behandlungskosten für ihre Versicherten; jüngster Neuzugang ist die SDK. „Und wir freuen uns, weitere private Krankenversicherungen in den nächsten Monaten zu unseren Kunden zählen zu dürfen. Aber auch gesetzlich versicherte Personen sollen in naher Zukunft von den Medgate Services profitieren.“
Teleclinic war seit einem Jahr über Apotheken.de an die Vor-Ort-Apotheken angebunden. Der DAV beendete die Zusammenarbeit allerdings Hals über Kopf, nachdem die Übernahme durch Zur Rose bekannt wurde. Der Mutterkonzern von DocMorris hatte das Start-up für mehr als 40 Millionen Euro gekauft – und vor kurzem veröffentlicht, dass im dritten Quartal insgesamt 18.000 Videosprechstunden durchgeführt wurden, fünfmal so viele wie im Vorjahreszeitraum.
Medgate wurde 1999 gegründet und beschäftigt heute in der Schweiz mehr als 330 Mitarbeiter, davon mehr als 100 Ärzte. Das Unternehmen betreibt nach eigenen Angaben das größte ärztliche telemedizinische Zentrum Europas. Medgate ist bereits in den Vereinigten Arabischen Emiraten, den Philippinen, Indien und der Slowakei aktiv. In der Schweiz gibt es mit „Minute Clinic“ auch Projekte zu Videosprechstunden in Apotheken.
Medgate und Rhön hatten Anfang 2019 die Zusammenarbeit verkündet; vor einem Jahr wurde ein entsprechendes Joint Venture gegründet – der Klinikkonzern übernahm 51 Prozent der Anteile an Medgate Deutschland. Doch nach der Übernahme durch Asklepios legte Rhön jetzt eine Kehrtwende hin und stieg Ende September aus dem Joint Venture aus. Das Paket wurde jetzt an den Partner aus der Schweiz übertragen.
Weitere Anbieter von Videosprechstunden hat Noventi an die Apotheken angebunden: Zava, Fernarzt, Go Spring und seit kurzem Kry. Beim Rechenzentrum will man die Umsätze ausländischer Versandapotheken zurück in die deutschen Vor-Ort-Apotheken holen, wie CEO Dr. Hermann Sommer erklärt.
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