Medatixx, der zweitgrößte Hersteller von Arztsoftware in Deutschland, erweitert sein Kerngeschäft. Neben den Anwendungen für Mediziner setzt das Unternehmen, das wie die Phoenix-Tochter ADG zur Merckle-Gruppe gehört, vermehrt auf Health-Apps.
Medatixx hat eine eigene App auf dem Markt: Die Patientenservice-App X.Patient. Sie ist mit der Praxissoftware verbunden und soll die Kommunikation zwischen Arzt und Patient vereinfachen. Der Patient kann sich beispielsweise an die Einnahme von Medikamenten erinnern lassen, Gesundheitsdaten an die Praxis übermitteln und ein Folgerezept anfordern. Der Arzt kann über die Messengerfunktion mit dem Patienten kommunizieren. Für die App hat sich Medatixx Unterstützung von Ratiopharm geholt.
Das Unternehmen aus Eltville am Rhein bietet in seinem App Store aber auch digitale Gesundheitsanwendungen verschiedener Hersteller an. Ganz neu dabei ist die Diabetiker-App MySugr, die vor Kurzem von Roche übernommen wurde. Mit ihr können Patienten ihre Blutzuckerwerte, Ernährung und Bewegungsdaten erfassen – und direkt in die Praxissoftware des Arztes übertragen, wie Geschäftsführer Jens Naumann erklärt. Voraussetzung in der Arztpraxis ist bei allen Apps der Einsatz eines Softwaresystems von Medatixx.
Die App Preventicus Heartbeat ermöglicht es, mittels Kamera den Puls zu messen und die Daten direkt an den Arzt zu übertragen. Der Arya Companion ist ein Tagebuch für Menschen mit Depression. Die Einträge werden direkt an den Therapeuten gesendet. Die App M-Sense soll Migränepatienten dabei helfen, die Auslöser für ihre Attacken zu finden und zukünftige Anfälle zu vermeiden. Die Apps vermarktet Medatixx hauptsächlich an Mediziner, die sie dann ihren Patienten empfehlen sollen.
Das vor zehn Jahren gegründete Unternehmen hat sich die Digitalisierung der Arztpraxis zum Ziel gesetzt. „Unsere Anwendungen sollen Zeit und Ressourcen sparen und Prozesse optimieren“, erklärt Marketingleiterin Alexandra John. Die Außendienstler müssten viel Überzeugungsarbeit leisten, denn obwohl durch das E-Health-Gesetz die Digitalisierung und Vernetzung im Gesundheitswesen vorangetrieben werden sollte, werde in der Realität noch vieles auf Papier erledigt.
Praxissoftware wird überwiegend in der Verwaltung von Arztpraxen eingesetzt. Sie ermöglicht unter anderem die Online-Abrechnung mit der Kasse, das Dokumentieren in elektronischen Karteikarten und das Erstellen von Arztbriefen. Seit Neuestem können Anwender von Medatixx-Software online Termine anbieten.
In 22.300 Praxen wird eine der fünf Softwarelösungen von Medatixx eingesetzt. Damit hat das Unternehmen einen Marktanteil von etwa 17 Prozent. Im deutschen Markt gibt es über 150 Anbieter von Arztsoftware. Das Gros der Installationen verteilt sich laut KBV aber auf sechs Unternehmen. Marktführer ist CompuGroup Medical (CGM) mit etwa 31 Prozent; der Konzern ist mit Lauer-Fischer ebenfalls im Apothekenbereich aktiv. Nach Medatixx folgen Psyprax (8 Prozent), Hasomed (7 Prozent) sowie Agfa Healthcare und Frey mit jeweils 3 Prozent.
Medatixx ist aus den Unternehmen Docexpert und und MCS Arzt- und Ambulanzsysteme hervorgegangen. Zunächst leiteten Naumann und Rudolf Kögel gemeinsam die Geschäfte. 2015 ging Kögel in den Ruhestand und wurde Dr. Jan Wenzel abgelöst. 580 Mitarbeiter arbeiten für den Softwarehersteller, die meisten als Berater und Servicetechniker.
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