McKinsey-Mann für ARZ Haan Alexander Müller, 14.11.2016 15:05 Uhr
Das ARZ Haan bekommt einen zweiten Vorstand. Nach Informationen von APOTHEKE ADHOC wird der Unternehmensberater Dr. Philipp Siebelt zum Stellvertreter von Siegfried Pahl. Er soll zum Jahreswechsel sein Amt antreten. Zwischenzeitlich wurde die Personalie offiziell bestätigt.
Mit der Ernennung eines zweiten Vorstands wird beim Rechenzentrum der Übergang eingeläutet. Pahl geht Ende 2017 in den Ruhestand. Dann soll dem Vernehmen nach wiederum ein zweiter Vorstand benannt werden. Eine interne Lösung ist dabei denkbar.
Derzeit gibt es in der AG keinen persönlichen Stellvertreter für Pahl. Ein Gremium aus dem Vorstand ist als „Konzernleitung“ im Fall von Pahls Abwesenheit mit der Kompetenz ausgestattet, die Geschicke der Gesellschaft zu leiten. Für die Zukunft will das Unternehmen aber lieber einen echten Stellvertreter haben.
Mit der Ernennung von Siebelt geht das ARZ ein gewisses Risiko ein. Der 35-Jährige kommt aus der Beratungsbranche und hat keinerlei Markterfahrung. Er war bei McKinsey unter anderem für Finanzdienstleister zuständig. Er steht aber auch für das Thema Digitalstrategien und kann insofern zu einer guten Ergänzung zu Pahl werden.
Dem Vernehmen nach hat sich vor allem die Deutsche Apotheker- und Ärztebank (Apobank) für seine Berufung stark gemacht. Seit dem Ausstieg des Apothekerverbands Westfalen-Lippe (AVWL) ist die Bank einer von zwei Großaktionären neben dem Apothekerverband Nordrhein (AVNR). Die Apotheker haben aber im Aufsichtsrat noch eine „goldene Aktie“ Mehrheit.
Das vergangene Jahr war für das ARZ Haan erfolgreich: Der Streit mit dem AVWL konnte beigelegt werden und auch operativ lief es gut. Der Umsatz konnte um 10 Prozent auf 47,8 Millionen Euro gesteigert, der Gewinn sogar auf 5,4 Millionen Euro mehr als verdoppelt werden. Das Geschäft mit Apotheken legte um fast 7 Prozent auf 17,2 Millionen Euro zu. Knapp 75 Millionen Rezepte im Wert von 6,2 Milliarden Euro wurden abgerechnet. Der durchschnittliche Rezeptwert stieg um 5 auf 82 Euro. Mit insgesamt 3200 Kunden und 200 Mitarbeitern ist die Tochterfirma ARZ Service Marktführer in Nordrhein-Westfalen und Brandenburg.
Mit den sonstigen Leistungserbringern setzte die Gruppe knapp 28 Millionen Euro um, 14 Prozent mehr als im Vorjahr. 6000 Kunden aus den Geschäftsfeldern Pflege, Hilfsmittel, Heilmittel und Transport hat das RZH Rechenzentrum für Heilberufe. Hier wurden 6,3 Millionen Belege im Wert von 1,6 Milliarden Euro abgerechnet, 300 Mitarbeiter arbeiten für das Unternehmen.
Deutlich kleiner ist die im vergangenen Jahr übernommene Firma Styra & Partner aus Oldenburg, die sich auf Hilfsmittelanbieter spezialisiert hat. Hier wurden mit 20 Mitarbeitern für 300 Kunden 750.000 Belege im Wert von 140 Millionen Euro abgerechnet.
In Lauingen an der Donau kümmerten sich schließlich bei der AZH Abrechnungsstelle für Hebammen 30 Mitarbeiter darum, dass knapp 3000 Hebammen ihr Geld von den Kassen bekommen. Insgesamt wurden 270.000 Belege im Wert von 65 Millionen Euro abgewickelt.
Für den Anstieg auf der Ertragsseite sind auch die Rückführung verjährter Altverbindlichkeiten in Höhe von 3 Millionen Euro sowie eine Umsatzsteuerrückerstattung von 500.000 Euro verantwortlich.