Verspätet, zu warm oder gar nicht ausgeliefert - der Versand der Grippeimpfstoffe in Sachsen-Anhalt durch die Schloss Apotheke in Nordrhein-Westfalen verläuft alles andere als reibungslos. Inzwischen sind bei der Kassenärztlichen Vereinigung Sachsen-Anhalt (KV) mehr als 130 Beschwerden von Ärzten eingegangen, die mit der Auslieferung unzufrieden sind.
Als einziges Bundesland hatte Sachsen-Anhalt erneut die Impfstoffversorgung durch eine Apotheke exklusiv ausgeschrieben. Den Zuschlag hatte die Schloss Apotheke in Bergisch Gladbach erhalten. Inhaber Markus Kerckhoff hat sich auf den Versand von Impfstoffen spezialisiert und noch im Februar optimistisch gezeigt: Die Entfernung sehe er nicht als Problem, der Logistik-Dienstleister Trans-o-flex stelle die tägliche Lieferung sicher.
Aber offensichtlich gibt es doch Probleme: Oft wurden die bestellten Impfstoffe gar nicht, Wochen zu spät oder außerhalb der Praxisöffnungszeiten geliefert. Immer wieder sei auch die Kühlkette unterbrochen worden: Ein Arzt berichtet, die Impfstoffe seien in normalen Pappkartons geliefert worden. Im Inneren habe er Temperaturen von 10 Grad Celsius gemessen. 2 bis 8 Grad sind erlaubt. Eine Ärztin erzählt, die Impfstoffe seien Freitag nach Praxisschluss bei einem Nachbararzt abgeliefert worden, der seinerseits das Paket vor der Tür abstellte - die Kühlkette sei das ganze Wochenende unterbrochen gewesen.
Auch bei der Kommunikation - die Kerckhoff im Februar als die größte Herausforderung bezeichnet hatte - gibt es Probleme: Viele Ärzte beschweren sich, dass die Hotline häufig nicht erreichbar ist oder die Apothekenmitarbeiter frech auf Fragen antworten. Immer wieder wurden Ärzte nach eigenen Angaben mit Ausreden vertröstet, die Schuld wurde der Spedition zugeschoben oder erklärt, der Impfstoff sei verschollen. Viele Ärzte hätten zudem gar keine Bestellunterlagen erhalten - die KV vermutet, dass der Verteiler der Schloss Apotheke unvollständig ist.
Kerckhoff weist die Vorwürfe zurück, die Kühlkette nicht eingehalten zu haben: Anders als bei der Belieferung durch stationäre Apotheken gebe es Kühlkettenprotokolle, mit denen die Lieferungen komplett dokumentiert seien. Die Lieferung in einfachen Pappkartons sei völlig normal, da während des Transports eine aktive Kühlung erfolge, erklärt Kerckhoff. Die Trans-o-flex-Transporter seien praktisch „rollende Kühlschränke“, sodass ein Styropor-Karton unnötig sei.
Die anfänglichen Lieferprobleme lassen sich Kerckhoff zufolge auf den Logistik-Dienstleister zurückführen, der von der Menge der Pakete überfordert gewesen sei. Hier gebe es tatsächlich Handlungsbedarf, so Kerckhoff. Die Distribution sei überprüft worden, und es habe Gespräche mit Trans-o-flex gegeben. Die Beschwerden sieht Kerckhoff als Einzelfälle: Insgesamt würden 3500 Ärzte beliefert, und im Großen und Ganzen laufe alles reibungslos.
Wenn allerdings ein Arzt die Impfstoffe zu neun Uhr morgens und die Patienten zu zehn Uhr bestelle, dann sei das realitätsfern, kritisiert Kerckhoff die Haltung der Mediziner in Sachsen-Anhalt. Viele Ärzte hätten dem Versorgungskonzept von Anfang an kritisch gegenüber gestanden, und manche hätten sogar falsche Öffnungszeiten oder Adressen angegeben. Die Schloss Apotheke liefert Begripal und Fluad von Novartis aus.
APOTHEKE ADHOC Debatte