Unnötige GKV-Ausgaben?

Marketing: Kaffee von der IKK classic

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Berlin -

Mit teuren Marketingmaßnahmen ziehen die Krankenkassen immer mal wieder Ärger auf sich. Immerhin geht es um die Beitragsgelder der Versicherten – und vermeintlich immer klammere Kassen. Eine Eigenproduktion der IKK classic: Der MacherKaffee. Für echte Macherinnen und Macher.

Extra-starker Kaffee für ein starkes Handwerk, so die Botschaft. Als größte deutsche Innungskrankenkasse setze man sich fürs Handwerk ein. Der Kaffee wird exklusiv an Handwerker:innen ausgegeben – „als Wertschätzung fürs Handwerk entwickelt“ – und ist nur zusammen mit einer Beratung für Interessierte zu bekommen. Handwerker:innen seien oft früh wach, arbeiteten hart und lange. Fehler könnten gefährliche Folgen haben – neben den Leistungen der IKK classic sei der MacherKaffee die ideale Ergänzung.

„Eure starke Leistung verdient einen extra-starken Kaffee. Damit ihr fit, gesund und wach seid, wenn es darauf ankommt. 250 Gramm pure Tatkraft für alle, die 200 Prozent geben. Für ein starkes und gesundes Handwerk. Also nur für euch“, heißt es auf der Webseite der Krankenkasse. Hinzu kommt ein Werbevideo, dass sich in 90 Sekunden dem für die Versicherten kostenlosen Produkt widmet.

Eine Apothekerin kann hierfür nur folgende Worte finden: rücksichtslose Verschwendung von Versichertengeldern. Während Leistungserbringer nicht ausreichend entlohnt würden, wegen Regressen und Retaxen sogar zusätzlich bezahlten und den Versicherten Leistungen gekürzt werden würden, würden hier unnötige Ausgaben im Marketing- und Verwaltungsbereich generiert.

Was dürfen Krankenkassen?

Ausgaben dürfen bei den Krankenkassen ausschließlich für Geschäfte zur Erfüllung ihrer gesetzlich vorgeschriebenen oder zugelassenen Aufgaben getätigt werden. Es stehe ihnen jedoch grundsätzlich offen, sich und ihre Aktivitäten den potenziellen Versicherten darzustellen. Dabei gilt vor allem: Die Werbung dürfe weder sittenwidrig noch unwahr sein.

Aufwendige Werbespots oder -plakate, Merchandise-Produkte und vor allem auch Sport-Sponsoring sind bei den Krankenkassen beliebte Marketingposten. Auch Drucksachen und Werbeflyer für bereits Versicherte schlagen bei den Krankenkassen zu Buche. Über deren Nutzen lässt sich streiten.

Fast 100 Krankenkassen konkurrieren in Deutschland um die gesetzlich Versicherten. Die Marketing- und Vertriebsmöglichkeiten seien aber begrenzt, weil sich die Leistungen und Beitragssätze der einzelnen gesetzlichen Kassen nur geringfügig unterscheiden und die Unternehmen sich in einem streng regulierten Markt bewegen, heißt es beispielsweise von der Beratungsfirma PricewaterhouseCoopers (PWC).

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