Um zu verhindern, dass sich Pharmahersteller durch "schiefe" Packungsgrößen dem Austausch in der Apotheke entziehen, hatte das Bundesgesundheitsministerium mit dem Arzneimittelmarkt-Neurordnungsgesetz (AMNOG) prozentuale Spannen für die N-Größen eingeführt. Bei N1 darf die Abweichung 20 Prozent, bei N2 10 Prozent und bei N3 5 Prozent betragen. Packungen, die außerhalb dieser Grenzen liegen, haben zwar ihr N-Kennzeichen verloren. Sie dürfen aber seit Jahresbeginn zu Lasten der Krankenkassen abgerechnet werden, sofern der Arzt die exakte Stückzahl verordnet hat. Die Flucht aus der Substitution geht weiter.
Aktuell bringt der schwedische Pharmahersteller Meda den Gerinnungshemmer Macumar (Phenprocoumon) in neuen Packungsgrößen auf den Markt: Seit Mitte Mai gibt es zusätzlich zu 98, 49 und 14 Stück eine Variante mit 92 Tabletten; die 56-er Packung ist bereits gelistet, aber noch nicht lieferbar. Damit fallen die neuen Sondergrößen aus den N-Spannen, die für Antikoagulantien bei 45 bis 55 (N2) und 95 bis 100 (N3) liegen.
Ein Austausch gegen Konkurrenzprodukte wie Falithrom (Hexal), Marcuphen (CT), Phenpro (AbZ, Ratiopharm) und Phenprogamma beziehungsweise gegen Reimporte ist damit nicht möglich. Mit 21,12 Euro kostet die 92er-Packung nur unwesentlich weniger als der 98er-Standard (21,85 Euro). Die Generika liegen mit rund 17 Euro für die 100er-Packung deutlich darunter.
Meda hatte Marcumar vor zwei Jahren von Roche übernommen; der Originalhersteller ist noch für den Vertrieb verantwortlich, produziert wird das Präparat bei 3M in Großbritannien. Das schwedische Pharmaunternehmen ist seit einiger Zeit auf Einkaufstour: Im September 2005 hatte Meda die Firma Viatris mit Sitz in Bad Homburg übernommen und damit Fuß in Deutschland gefasst. Außerdem hatte Meda die OTC-Produkte von Valeant und zuletzt das Dermatikum Elidel (Pimecrolimus) von Novartis erworben.
APOTHEKE ADHOC Debatte