Öko-Test

Magnesium: „Das haben wir nicht nötig“

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Berlin -

Sie sind die Topseller unter den Mineralstoffen und bescheren den Herstellern Umsätze in Millionenhöhe. Zu Unrecht findet Öko-Test. Das Verbrauchermagazin testete 24 Nahrungsergänzungsmittel mit Magnesium und ließ 11 durchfallen.

„Das haben wir nicht nötig: Gesunde Menschen benötigen keine Magnesiumpräparate“, schreibt Öko-Test und schließt sich dem Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) an. Eine ausgewogene und abwechslungsreiche Ernährung würde den täglichen Bedarf decken. In den meisten Fällen sei eine Substitution überflüssig. Öko-Test-Experte Professor Manfred Schubert-Zsilavecz setzt auf „magnesiumreiches Wasser“ als eine „hervorragende Quelle“. Wer dennoch zu Nahrungsergänzungsmittel greife, solle auf die Dosierung achten. Dabei ist Magnesium am Zell- und Knochenaufbau beteiligt und spielt eine wesentliche Rolle für die Nerven- und Muskeltätigkeit. Etwa 33 bis 50 Prozent der über 65-Jähren leiden mindestens einmal pro Woche unter Muskelkrämpfen, deren mögliche Ursache auf einen Magnesiummangel zurückzuführen sei.

Öko-Test untersuchte 24 Magnesium-haltige Nahrungsergänzungsmittel (NEM) aus Drogerien und Apotheken. Darunter die Eigenmarken von dm, DocMorris, Edeka und Real. Ebenfalls auf dem Prüfstand waren Abtei, Taxofit und Doppelherz sowie Magnetrans (Stada), Biolectra (Hermes), Magnesium Verla und Diasporal (Protina). In die Bewertung gingen maßgebliche Inhaltsstoffe und Deklaration, Zusatzstoffe wie Phosphate und die Verpackung in Bezug auf PVC/PVDC chlorierte Verbindungen ein. Außerdem sollte der Hinweis „Nicht für Kinder unter vier Jahren“ auf der Verpackung nicht fehlen.

Vier Produkte wurden mit dem Gesamtergebnis „befriedigend“ und neun mit „ausreichend“ bewertet – darunter Magnesium Diasporal. Die Schulnote 3 wurde für die Eigenmarken von DocMorris (Rewe), Edeka, Penny und Norma vergeben. Einen Nutzen für die Verbraucher sehen die Tester jedoch nicht. Etwa die Hälfte wurde mit „mangelhaft“ oder „ungenügend“ bewertet. Hier sind die Magnesiumpräparate aus der Apotheke zu finden: Magnetrans (mangelhaft), Biolectra (ungenügend) und Magnesium Verla (ungenügend).

Die Tester bemängeln den Magnesiumgehalt. Das BfR empfiehlt maximal 250 mg pro Tagesdosis. 17 der getesteten Produkte überschritten den Grenzwert – zum Teil um das Doppelte. Zudem fehlt acht Produkten ein Hinweis auf den abführenden Effekt. Doppelherz spreche gar von einem Depoteffekt. „Selbst wenn es so einen Effekt gäbe, hätte er keinen Nutzen für den gesunden Verbraucher“, schreibt Öko-Test.

Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfiehlt, einen täglichen Bedarf von 300 bis 400 mg Magnesium zu decken. Männer würden mehr Magnesium als Frauen benötigen und Jugendliche hätten einen höheren Bedarf als Ältere. Schwangere haben mit 310 mg keinen erhöhten Bedarf, dieser steige lediglich in der Stillzeit auf 390 mg, so die DGE.

Magnesium ist das vierthäufigste Kation im menschlichen Körper und zu etwa 95 Prozent intrazellulär zu finden. Mehr als die Hälfte befindet sich in den Knochen und etwa 30 Prozent in den Muskeln. Der Körper eines Erwachsenen enthält etwa 25 g Magnesium. Im Falle eines Mangels kann der Körper auf die oberflächlichen Apatitkristalle der Knochen zugreifen. Aufgenommen wird Magnesium durch passive Diffusion im oberen Dünndarm. Zugeführt werden sollen Nahrungsergänzungsmittel bei einem Mangel, der von unspezifischen Symptomen wie etwa Erschöpfung, Konzentrationsschwäche, Krämpfe, Muskelzuckungen, Depression oder neuromuskulärer Erregbarkeit gekennzeichnet sein kann. Das BfR empfiehlt die Aufteilung der vorgeschlagenen 250 mg auf zwei Tagesdosen. Unerwünschte Wirkungen wie Durchfälle könnten dadurch verringert und die Resorption gesteigert werden.

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