Der neue Vorstandschef von Alliance Healthcare Deutschland (AHD), Wolfgang Mähr, hat gleich zu Beginn seiner Amtszeit schlechte Nachrichten für die Belegschaft verkündet. Mitarbeiter des Frankfurter Großhändlers müssen erneut auf eine zugesagte Tariferhöhung verzichten. Übertarifliche Zulagen würden komplett und in allen Fällen verrechnet, teilt Mähr in einem Schreiben an die Belegschaft mit.
Die Mitarbeiter in der Frankfurter Zentrale und in den bundesweit 25 Niederlassungen wurden per E-Mail beziehungsweise per Aushang über die Kürzung informiert. Im April beziehungsweise Mai werde der 2017 beschlossene zweite Teil der Tariferhöhung in allen Bezirken umgesetzt, heißt es in der Mitteilung. „Leider muss ich Ihnen mitteilen, dass wir als Geschäftsleitung beschlossen haben, die Tariferhöhung mit der übertariflichen Zulage komplett und in allen Fällen zu verrechnen.“
„Gerade seit Beginn des Jahres wurden viele Aktivitäten gestartet und wir stellen uns vertrieblich neu auf. Trotzdem wird dies leider ein weiteres Jahr sein, in dem wir uns nach langen Diskussionen und Abwägen der Argumente entschlossen haben, die Tariferhöhung zu verrechnen.“ Alle hätten hart daran gearbeitet, den Großhändler wieder auf stabilere Beine zu stellen und die Position im Markt zu behaupten, schreiben Mähr und sein Vorstandskollege Miguel Martins da Silva. „Trotz einiger positiver Anzeichen haben wir jedoch noch einiges zu tun.“
Die Verrechnung der Tariferhöhung gilt bundesweit. Für Mitarbeiter in Hessen etwa bedeutet die Nachricht, dass die angepeilte Lohnerhöhung von 2 Prozent nicht kommt. Es ist die dritte Verrechnung in Folge. Zuvor hatten die Mitarbeiter 2011 auf ein Lohnplus verzichten müssen. Aus der Belegschaft heißt es, dass nach den Kürzungen der vergangenen Jahre ohnehin nichts Anderes erwartet worden war.
Der Vorstand gibt sich verständnisvoll: „Uns ist bewusst, dass dies für Sie alle, die Sie tagtäglich hart arbeiten und trotz der schwierigen Situation motiviert die Herausforderungen angehen, eine große Enttäuschung ist. Gerade weil Sie es verdient haben und es an der Zeit ist etwas zurückzugeben.“ Mähr will einstweilen ein Unternehmen „zurückgeben“, das künftig „wieder in vielen Bereichen ein attraktiver Arbeitgeber sein wird“. Dafür werde jedoch das gesamte zur Verfügung stehende Kapital benötigt, um langfristige Maßnahmen zur Verbesserung der aktuellen Marktsituation einzuleiten.
Der Vertrieb meistere aktuell große Herausforderungen und werde geschult, „unsere Kompetenzen im Markt noch besser auszuspielen“. Zudem will die Deutschlandtochter des US-Konzerns Walgreens Boots Alliance (WBA) 2018 wieder in Ausbildung investieren. Für Mitarbeiter werde ein Angebot zur Fort- und Weiterbildung erarbeitet. Zudem seien Angebote zum Gesundheitsmanagement geplant. Mähr weiß offenbar, dass er mit dieser Nachricht wenig auslöst: „Auch, wenn dies keine erfreuliche Amtshandlung als Vorstandsvorsitzender ist, bin ich überzeugt, dass wir es gemeinsam schaffen, die gestarteten Maßnahmen erfolgreich weiterzuführen und unsere Situation zu verbessern“, heißt es weiter.
Der Vorstand bedankte sich bei der Belegschaft für den „Durchhaltewillen“, der nicht als selbstverständlich angenommen werde. „Ich freue mich sehr, wieder Teil dieses Teams zu sein“, endet der Aushang. Mähr ist seit 2013 für den Mutterkonzern tätig und wurde Anfang April nach Frankfurt gerufen. Er folgte auf Stefan Syrén, der den Großhändler nach weniger als einem Jahr aus persönlichen Gründen verlassen hatte.
APOTHEKE ADHOC Debatte