Ein Haufen Sand, gemixt aus Silikat (Quarz), Kalkspat, Dreischichttonmineralen, Feldspat und Dolomit ist das Erfolgsrezept von Luvos. Es ist die einzige in Deutschland als Arzneimittel zugelassene Heilerde – und mittlerweile mit seinen zahlreichen Erweiterungen im Kosmetikbereich ein echtes Trendprodukt. An diesem Samstag feiert das gleichnamige Unternehmen sein 100-jähriges Bestehen im Zusammenhang mit dem Jungborn-Fest des Firmengründers Adolf Just in Stapelburg im Harz. Die Feier für Vertreter aus der Apotheken- und Pharmaszene findet dann am 22. Juni in Friedrichsburg statt.
Luvos wurde 2017 als „OTC-Wachstums-Champion in der Apotheke” ausgezeichnet. Laut GfK-Haushaltspanel 2017 zählt Heilerde zu den Trendprodukten in Deutschland. Das Produkt verdankt seine Bekanntheit dem Firmengründer, einem Buchhändler mit Nervenleiden. Weil Schulmediziner ihm damals nicht helfen konnten, fing er selber an, sich mit Naturheilkunde zu beschäftigen und schaffte zunächst mittels einer langen Kneipp-Kur seine vollständige Genesung.
Er gründete dann 1896 die Kuranstalt Jungborn bei Stapelburg im Eckertal im Harz mit dem Ziel einer naturgemäßen Lebensführung. Die Naturheilanstalt konnte in den 20er-Jahren des vergangenen Jahrhundert bis zu 250 Kurgäste aufnehmen, darunter waren der Schriftsteller Franz Kafka, der Anthroposoph Rudolf Steiner und die Schauspielerin und Puppenmacherin Käthe Kruse.
In der Nähe der Heilanstalt entdeckte Just eine besondere Erde, den Löß. Es handelt sich dabei um sogenannte lockere Erde aus den oben genannten Mineralien, in denen die Elemente Sauerstoff, Silicium, Calcium, Aluminium, Eisen, Kalium, Magnesium, Natrium, Titan und Phosphor und weitere Spurenelemente eingebunden sind. Just gründete 1918 in Blankenburg die Heilerde-Gesellschaft und vertrieb seitdem die „Adolf Justs Luvos-Heilerde”. Der Name Luvos ist abgeleitet von Diluvium, dem früheren Namen für die Eiszeit. Justs Überzeugung von den Kräften der Natur hatte er bereits 1895 in seinem philosophisch-medizinischen Buch „Kehrt zurück zur Natur” niedergeschrieben. Darin war alles zusammengefasst, was heute mit Begriffen wie Paleo-Diät, Medical Wellness, vegan, oder Entschleunigung wieder auf dem Markt zu finden ist.
Der Jungborn hatte sich seinerzeit bis nach Indien rumgesprochen. Der indische Jurist, Asket und Widerstandskämpfer Mahatma Gandhi schickte damals einen Gesandten nach Hessen, der sich vor Ort von Just das Lebensprinzip des Jungborns erklären ließ. Gandhi erwähnte später das Buch von Just in seinen Schriften. Noch heute zähle das in viele Sprachen übersetzte Buch von in Indien zum Lehrwissen bei Naturheilkundlern, so Unternehmenschefin Ariane Kaestner.
Im Zweiten Weltkrieg wurde die Naturheilanstalt geschlossen und die Luvos-Produktion eingestellt. Nach dem Krieg baute Justs Schwiegersohn die Gesellschaft in Bad Homburg neu auf. 1976 erfolgte der Umzug ins benachbarte Friedrichsdorf/Köppen im Taunus. Seit 2006 wird das Unternehmen von der Urenkelin des Gründers geleitet. Am Gründungsort produzierte Luvos zu DDR-Zeiten als volkseigener Betrieb weiter.
Mittlerweile ist das Portfolio von Luvos enorm gewachsen. Neben der Heilerde als Pulver, Kapsel oder Granulat gibt es jetzt auch Mischungen aus dieser Heilerde mit Vitaminen und Ballaststoffen. Dazu kommen im Bereich der Kosmetik fertig gemixte Gesichtsmasken, Körper-, Hand- und Gesichtsbalsam, im Bereich der medizinischen Hautpflege gibt es ein Haut-Serum sowie Körper- und Waschlotion. Luvos-Heilerde immutox ist speziell für Menschen mit Histamin-Intoleranz zusammengestellt worden.
Die aus eiszeitlichem Löß gewonnene Erde wird bei 130 Grad getrocknet, um mögliche Keime abzutöten. Anschließend wird die Heilerde mit einem speziellen Verfahren vermahlen und gesiebt. Dieses Gesteinspulver hat dann eine so aufnahmefähige Oberfläche, dass es Säure sechsmal stärker binden kann als andere Löß-Präparate. Neben Gallensäure und anderen überschüssigen Säuren bindet diese Heilerde auch Bakterien, Histamin und andere biogene Amine aus der Nahrung. Dass Heilerde auch gegen Akne hilft, hat vor fast zehn Jahren eine Studie in der Berliner Charité belegt. Das reine Naturprodukt ist frei von chemischen Zusätzen wie Duft-, Farb- und Konservierungsstoffen.
Obwohl Löß an vielen Stellen vorkommt, macht die Firma um den Grundstoff bis heute ein Geheimnis. Bekannt ist, dass der Löß in Hessen abgebaut wird, aber die Größe der Vorkommen gelten als Unternehmensgeheimnis, ebenso das genaue Verarbeitungsverfahren und eben auch Geschäftszahlen.
Kaestner verrät soviel, dass das Unternehmen mit seinen Absatzzahlen in allen Bereichen seit Jahren wächst. Stärkster Umsatzmarkt sind nach wie vor die Apotheken, es folgen mit Abstand die Drogerien und Reformhäuser, danach der Online-Handel. Die Produkte gehen auch nach Österreich und in die Schweiz, in die Niederlande, nach Italien, Litauen, die Ukraine und die USA. Neue Märkte werden gerade in Russland und den Vereinigten Arabischen Emiraten erschlossen.
Im September will Luvos zwei neue Gesichtsmasken launchen. Die Cell-Aktiv- und Reinigungsmasken sind aus Heilerde, Ölen und pflanzlichen Extrakten komponiert.
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