Die Lufthansa baut ihr Gesundheitsangebot aus: Als erste Fluggesellschaft der Welt hat sie all ihre Langstreckenflugzeuge mit einem mobilen EKG-System ausgerüstet. Über das Internet sollen dessen Daten in Sekundenschnelle per FlyNet an einen internationalen Telemedizin-Anbieter übertragen werden. Außerdem bietet die Airline ab sofort einen medizinischen Begleitservice an.
Das mobile EKG-System CardioSecur soll es im Notfall auf Langstreckenflügen ermöglichen, dass auch ohne Arzt ärztlicher Rat eingeholt werden kann. „Das kompakte, intuitive System ermöglicht es Flugbegleitern, bei medizinischen Notfällen ohne kardiologisches Fachwissen ein EKG aufzuzeichnen, das zur Diagnose direkt an eine medizinische Hotline am Boden gesendet wird“, erklärt die größte deutsche Fluggesellschaft.
Herz-Kreislauf-Beschwerden seien der häufigste Grund für medizinische Zwischenfälle an Bord. „Sofern Ärzte an Bord sind, konnten sie bislang hilfsweise den Defibrillator nutzen, um eine bessere Einschätzung zu erlangen. Doch die so ermittelten Werte ersetzen kein EKG“, schreibt die Lufthansa. Mit dem vom Frankfurter Unternehmen Personal MedSystems entwickelten System können Anwender ein Zwölf-Kanal-EKG aufzeichnen, weitere Parameter über den Patienten wie Alter, Gewicht, Geschlecht, Blutdruck und Sauerstoffsättigung können manuell erfasst werden. EKG-Kabel und Einweg-Elektroden werden in einer kleinen Tasche aufbewahrt. Das Ganze wiegt nicht mehr als 50 Gramm.
Die Daten werden dann per App übertragen. Dazu stellt der Flugbegleiter eine Internetverbindung per WLAN über das FlyNet-Netzwerk her. Die zum EKG gehörige App befindet sich auf dem sogenannten Cabin Mobile Device, einem iPad Mini, mit dem die Flugbegleiter seit zwei Jahren ausgestattet sind. Am anderen Ende nehmen Ärzte der Hotline International SOS (ISOS) die Daten entgegen. ISOS ist Vertragspartner der Lufthansa, rund um die Uhr können Piloten und Chefstewardessen die dortigen Ärzte bei medizinischen Fragen kontaktieren.
ISOS wertet das EKG aus und berät beim telefonischen Austausch auf Basis der Daten die Cockpit-Crew, die letztendlich die Entscheidung treffen muss, ob eine Zwischenlandung erforderlich ist. Sollte unter den Passagieren ein Arzt an Bord sein, kann dieser mit dem Expertenmodus in der App außerdem die Herzaktivität überwachen. Ob das der Fall ist, kann das Kabinenpersonal dank des Programms „Arzt an Bord“ innerhalb von Minuten herausfinden.
An dem gemeinsamen Programm von Austrian Airlines, Lufthansa und Swiss nehmen derzeit rund 11.000 Ärzte aller Fachgebiete teil, um bei medizinischen Zwischenfällen zu helfen. Dazu kann man sich als Arzt bei Lufthansa registrieren, sodass das Unternehmen stets im Blick hat, wann ein Arzt welcher Fachrichtung an Bord ist. Als Dank gibt es für die Teilnehmer kleine Anreize, unter anderem 5000 Prämienmeilen beim nächsten Flug und einen Promotion Code.
Wer hingegen schon vor dem Flug weiß, dass er ärztlichen Beistand braucht, kann ab sofort einen medizinischen Begleitservice buchen, den Lufthansa in Kooperation mit dem Dienstleister „Medical Travel Companion“ anbietet. Fluggäste können dort wahlweise eine Krankenschwester, einen Sanitäter oder einen Arzt buchen, der den Reisenden begleitet und wahlweise verschiedene Leistungen wie medizinische Überwachung oder Wundversorgung durchführt. Auch hier ist die Lufthansa nach eigenen Angaben die erste europäische Airline, die diesen Service anbietet.
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