Der Lohnhersteller Aenova durchlebt turbulente Zeiten. Die Unternehmensgruppe hat die komplette Geschäftsführung ausgetauscht: Der ehemalige Acino-Chef Dr. Axel Müller hat als Nachfolger von Heiner Hoppmann die Leitung übernommen. Auch die Geschäftsführer für Vertrieb sowie Forschung & Entwicklung werden den Verbund verlassen. Das Finanzressort wurde bereits im August neu besetzt.
Im Management hat es unterschiedliche Auffassungen bei der Strategie gegeben. Dabei sei es auch um den Expansionskurs gegangen, sagt eine Sprecherin. Gerade mit Blick auf den anvisierten Börsengang im Jahr 2017 kommt dieser Schritt überraschend. Müller ist eigentlich Aufsichtsrat bei Aenova und wird den Lohnhersteller nur vorübergehend leiten. Er hatte in Tübingen Medizin studiert und – mit einem Zwischenstopp beim ehemaligen Sidroga-Eigner Siegfried – seit 1998 für Schweizerhall/Acino gearbeitet.
Hoppmann führte Aenova seit dem Zusammenschluss von Dragenopharm und Swiss Caps im Jahr 2008. Auch Vertriebschef Dr. Friedrich Sernetz und Dr. Birgit Kudlek, bislang Geschäftsführerin für Forschung und Entwicklung, werden Aenova verlassen. Hier werden noch Nachfolger gesucht. Im August hat Dr. Markus Böning Frank Elsen als Finanzchef abgelöst.
Die Firmengruppe mit Sitz im bayerischen Starnberg produziert im Auftrag von Pharmafirmen OTC-Präparate und Generika, beliefert aber auch Handelsketten wie dm mit Eigenmarken. Aenova wurde im August 2012 von der Eigentümerfamilie des Phytoherstellers Salus an den Finanzinvestor BC Partners verkauft. Im gleichen Jahr wurde der Hersteller Temmler integriert.Ein Jahr nach der Übernahme der Marburger Firma wurde der Lohnhersteller Haupt Pharma gekauft.
2014 wurde der Standort in München geschlossen. Daraufhin wurde etwa die Verkapselung von Pellets nach Irland, die Verpackung von Flaschen nach Lyon, die Verpackung von Blistern im Wesentlichen nach Bad Aibling sowie die Herstellung von festen Formen hauptsächlich nach Tittmoning verlegt. Im gleichen Jahr wurde in Singapur die erste Vertriebsniederlassung eröffnet, um näher am asiatischen Markt zu sein.
Ende 2014 wurde Bio-Garten von Hermes Arzneimittel übernommen. Der Zukauf sollte den Bereich OTC insbesondere für Handelsmarken stärken, hieß es. Mit der Übernahme wurden bestehende Kundenverträge und Produkte im Wert von rund 13 Millionen Euro in die Hamburger Tochterfirma Euro Vital Pharma integriert.
In Wolfratshausen und Gronau werden parenterale Darreichungsformen hergestellt. Im Frühjahr wurde der Bereich Sterilproduktion ausgebaut. Durch die Errichtung einer neuen Linie für die Herstellung und Abfüllung von zytotoxischen, parenteralen Arzneimitteln in Injektionsfläschchen können nun doppelt so viele Vials hergestellt.
Die Gruppe betreibt insgesamt 29 Standorte in neun europäischen Ländern, sowie in Asien und den USA. Zwölf befinden sich in Deutschland. Bei Aenova sind rund 4700 Mitarbeiter beschäftigt.
In Feldkirchen, Kirchberg, Cornu, Carugate und Miami befinden sich die Werke für Weichgelantinekapseln. In Tittmoning, Marburg und Berlin werden feste Darreichungsformen produziert.
Brausetabletten werden in Sisseln, Killorglin, Brackenheim, Bruckmühl, Bad Aibling und Greensboro produziert beziehungsweise verpackt. In Regensburg und Münster liegt die Produktion von festen Darreichungsformen von Hormonen und Zytostatika.
Im vergangenen Jahr wurden insgesamt Erlöse von rund 730 Millionen Euro erwirtschaftet, davon entfallen rund 300 Millionen Euro auf Deutschland und 360 Millionen Euro auf das restliche Europageschäft. In den USA sowie dem Rest der Welt waren es jeweils knapp 40 Millionen Euro. Fast 40 Prozent werden allein mit den zehn größten Kunden erwirtschaftet. 2015 wird ein Umsatz von rund 750 Millionen Euro angepeilt. In Europa ist Aenova laut eigenen Angaben unter den Top-3 der Branche.
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