VISION.A

Lobo: Apotheken als „dezentralisierte Medikamentenlager“ APOTHEKE ADHOC, 20.03.2018 15:02 Uhr

Berlin - 

Die Zukunft der Apotheken liegt in einem „plattformseitigen Versandansatz“: Mit reiner Verbotsregulierung kann die Branche in einer digitalen Welt nicht mithalten – stattdessen müssten Apotheker Konzepte finden, die technologischen Entwicklungen für sich zu nutzen, fordert Blogger, Autor und Journalist Sascha Lobo. Bei VISION.A, der Digitalkonferenz von APOTHEKE ADHOC und Apotheken Umschau, wird er Einblick in die aktuellen Trends und Entwicklungen der digitalisierten Wirtschaft geben. Morgen ist es bereits so weit, wer noch Tickets will, sollte sich also beeilen.

„Digitalschlachten zwischen Künstlicher Intelligenz und Big Data“ prophezeit der markante Internet-Experte – und wird das bei VISION.A erklären. Die Rede von Schlachten mag martialisch klingen, doch bietet die Evolution digitalen Denkens auch enorme Chancen für die gesamte Branche: „Heute gibt es Datenmengen und -kategorien, die früher unvorstellbar waren“, sagt Lobo. Diese können durch KI auf einem Level verarbeitet werden, das auch für Apotheker und Heilberufler nutzbar ist. Als Beispiel nennt er Meta, die KI-Suchmaschine, die die Stiftung von Facebook-Gründer Mark Zuckerberg vergangenes Jahr für 3 Milliarden Dollar gekauft hat.

„Stündlich, fast minütlich erscheinen wissenschaftliche Studien, die jeden Bereich der Körperlichkeit betreffen“, so Lobo. Mittels der Künstlichen Intelligenz von Tools wie Meta können deren Erkenntnisse in kürzester Zeit automatisch ausgewertet sowie zugänglich und verwertbar gemacht werden – und dem einzelnen Menschen so Einblicke ermöglichen, die er auf sich allein gestellt nie hätte. Doch dazu müsse sich die Branche auch offen für Innovationen zeigen. Die Abwehrhaltung gegenüber den als Gefahren wahrgenommenen Wandlungsprozessen stehe der Innovationsfreudigkeit nämlich oft im Weg.

„Ich halte die Angst vor dem Rx-Versand für übertrieben“, so der 42-Jährige. Statt politischen Beistand zu suchen, sollten die Pharmazeuten Konzepte entwickeln, um die Möglichkeiten der Digitalisierung für sich zu nutzen. Die Rolle der Apotheken in der Zukunft sieht er eher als „dezentralisierte Medikamentenlager“: Es brauche Ideen für plattformbasierte Konzepte, mittels derer die bisherigen Stärken ausgespielt werden. Apotheken hätten dann die Chance, sich als „verteilte Stätten des Arzneimittelhandels“ gegen Giganten wie Amazon zu behaupten. Dennoch stellt Lobo klar: „Ich bin nicht gegen jede Regulierung, wohl aber gegen eine Verbotsregulierung.“ Soll heißen: Es müsse Regeln geben, die die Wettbewerbsgerechtigkeit sicherstellen. „So braucht es beispielsweise beim Versandhandel von Medikamenten eine Regulierung, die es Giganten wie Amazon nicht möglich macht, mit Kampfpreisen anzugreifen“, fordert er. „Dazu sind Regulierungsinstrumente notwendig, die wir heute noch gar nicht kennen.“

„Wir müssen herausfinden, wie das geht – und Apotheken sind ein sehr gutes Feld dafür“, denn die Branche hat bereits Erfahrung mit komplexen Strukturen und deren Wandel. Dass die Politik dafür in den kommenden Jahren die richtigen Weichen stellt, ist alles andere selbstverständlich. „Ich bin weiterhin ein wenig skeptisch, denn die letzten beiden GroKos hatten auch versprochen, dem Thema die notwendige Priorität zu geben.“ Bisher kam aus Berlin nicht genug, insbesondere 2013 sei eine große Enttäuschung gewesen. Doch die Ernennung von Dorothee Bär zur Staatsministerin für Digitales und die prominente Platzierung des Themas im Koalitionsvertrag wirken vielversprechender als bei den letzten Regierungsbildungen. „Dieses mal habe ich tatsächlich etwas mehr Hoffnung, dass sich da endlich etwas bewegt.“

Neben Lobo werden sich bei VISION.A noch weitere Top-Speaker im Radialsystem V die Klinke in die Hand geben. Mit dem ehemaligen Bild-Herausgeber und -Chefredakteur Kai Diekmann, Christoph Keese, dem geschäftsführender Gesellschafter von Axel Springer hy, und dem Spiegel-Korrespondenten Thomas Schulz berichten gleich drei publizistische Experten von ihren Erfahrungen im Silicon Valley. Autorin und Grimme-Preistägerin Thea Dorn steht ebenso auf der Speaker-Liste. Sie beschäftigt sich mit „Künstlicher Intelligenz und echter Vernunft“.

Professor Dr. Klemens Skibicki spricht über „Digitale Transformation – mehr Kopfsache als Technik“. Natürlich werden auch wieder die begehrten VISION.A Awards verliehen. Vor Kurzem hat die Jury entschieden, welche der 60 Bewerber auf dem Siegertreppchen stehen. Vor der Verleihung sorgt Kabarettist Timo Wopp für Stimmung. Am zweiten Veranstaltungstag stehen Smartlabs und Workshops auf dem Programm. Beim Agency Slam wird über die Zukunft der Pharma- und Apothekenkommunikation diskutiert. Dr. Hajo Schumacher hält als Moderator den roten Faden in der Hand. Informationen und Tickets zur Veranstaltung gibt es hier.