Lioran hochdosiert für die Nacht Nadine Tröbitscher, 05.01.2018 09:02 Uhr
Jeder vierte Deutsche leidet unter Schlafstörungen. Hilfe versprechen zahlreiche Präparate aus der Apotheke. Unter den pflanzlichen Monopräparaten hat Baldrian die Nase vorn, gefolgt von Lavendel. Zum neuen Jahr hält ein Monopräparat mit hochdosierter Passionsblume Einzug in das Alphabet. Eine Pflanze, die bislang bei nervöser Unruhe indiziert war.
Mit Lioran centra hat Niehaus erstmals ein hochdosiertes Passionsblumen-Präparat am Markt, das zur Förderung des Schlafes eingesetzt werden kann. Das apothekenpflichtige Arzneimittel enthält 425 mg Trockenextrakt und soll eine halbe Stunde vor dem Schlafengehen eingenommen werden. Empfohlen sind ein bis zwei Dragees bei einer maximales Dosis von 850 mg täglich. Zum Vergleich: Die bekannten Lioran-Hartkapseln verfügen über einen Wirkstoffgehalt von 260 mg bei gleichem Droge-Extrakt-Verhältnis, aber unterschiedlichem Auszugsmittel – Methanol statt Ethanol.
Passionsblume wird bei nervösen Unruhezuständen mit Symptomen wie Schlafstörungen, Erschöpfung oder Angst eingesetzt. Lioran centra ist ein traditionelles Arzneimittel, das aufgrund langjähriger Erfahrungen zur Besserung des Befindens bei nervlicher Belastung und zur Förderung des Schlafes registriert ist.
Die Pflanze enthält neben Flavonoiden auch Polysaccharide und Spuren von ätherischem Öl. In Kombination haben die Inhaltsstoffe entspannende, ausgleichende, angstlösende und schlaffördernde Eigenschaften. Passionsblume wirkt modulierend auf das GABA-System. Die Wirksamkeit kann auf einen antagonistischen Angriff am GABAB-Rezeptor zurückgeführt werden. Der Extrakt erhöht die Menge des Neurotransmitters im synaptischen Spalt durch Hemmung der Wiederaufnahme.
Der Markt der Sedativa wird von den chemischen Präparaten bestimmt. Die Nase vorn hat mit einem Anteil von etwa 20 Prozent Hoggar (Doxylamin, Stada). Der Wirkstoff ist als stark sedierendes Antihistaminikum lediglich für die Kurzzeitbehandlung geeignet und kann bei Ein- und Durchschlafstörungen eingesetzt werden. Eine bis zwei Tabletten sollten eine halbe Stunde bis Stunde vor dem Zubettgehen eingenommen werden. Patienten sollten auf eine Schlafdauer von acht bis neun Stunden achten, um am nächsten Tag einem Hangover vorzubeugen. Zur Langzeitanwendung ist das Medikament nicht geeignet, da es die Schlafphasen verschiebt und die Erholungszeit sich verkürzen kann.
Platz 2 belegt mit einem Marktanteil von etwa 13 Prozent das homöopathische Neurexan (Passionsblume/Hafer/Kaffee/Zinksalz der Baldriansäure, Heel). Bei Baldriparan (Baldrian, Pfizer), mit 10 Prozent die Nummer 3, ist die schlaffördernde Wirkung womöglich auf die enthaltenen Lignane zurückzuführen; vermutet wird eine Wirkung über den Eingriff in den GABA-Regelkreis: Der „Müdemacher“ greift womöglich an dem gleichen Rezeptor wie die Lignane an. Studien haben ergeben, dass Baldrianwurzelextrakt einen Wirkstoff enthalten muss, der am A1-Rezeptor angreift und eine Adenosin-ähnliche Wirkung hervorruft. Adenosin reguliert den Schlaf-Wachrhythmus und sorgt für einen erholsamen Schlaf, um das Gehirn vor einem möglichen Energiemangel zu schützen. Baldrian wird seine volle Wirkung jedoch noch nicht in der ersten Nacht entfalten. Betroffene nehmen eine Tablette jeden Abend eine halbe Stunde bis Stunde vor dem Zubettgehen ein.
Etwa 6 Prozent entfallen auf Lasea (Lavendelöl, Dr. Willmar Schwabe). Lavendel soll den Calciumeinstrom in die Nervenzelle regulieren, somit werden weniger erregende Neurotransmitter ausgeschüttet. Im vergangenen Jahr verzeichnete Lioran einen Marktanteil von etwa 3 Prozent.