Die Apotheke auf der grünen Wiese: Klinikketten gehen dazu über, ihre Arzneimittelversorgung an einem zentralen Punkt zu bündeln. Acht Millionen Euro investiert jetzt das Bonifatius-Hospital in den Neubau eines Logistikzentrums im niedersächsischen Lingen. Damit will das Krankenhaus nicht nur den stetig steigenden Bedarf der Verbundeinrichtungen decken, sondern auch andere Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen der Region mit Arzneimitteln und Medizinprodukten beliefern. Das Besondere: Die neue Krankenhausapotheke samt Laboren wird nicht auf dem Klinikgelände, sondern am Rande von Lingen in einem Gewerbegebiet errichtet.
Noch wird die Versorgung von zwei Standorten aus geleistet. Die Arzneimittel- und Medizinprodukte kommen aus einer gemieteten Halle am Rande von Lingen. Die Zytostatika und Rezepturen werden direkt im Labor am Bonifatius Hospital hergestellt. Mit dem neuen Logistikzentrum sollen nicht nur die beiden Abteilungen zusammengeführt, sondern die Lagerflächen erheblich erweitert und die Abläufe in der Beschaffung, Lagerlogistik und Arzneimittelherstellung optimiert werden.
Das Logistikzentrum soll eine Grundfläche von rund 2600 Quadratmetern für das Lager und rund 1600 Quadratmeter für Labore sowie Arbeits- und Büroflächen der Mitarbeiter umfassen. Gelegen ist das Bauwerk auf einem 12.600 Quadratmeter großen Grundstück. Es gebe damit durchaus Platz für Erweiterungen, sagte der Geschäftsführer Martin Diek anlässlich des Richtfestes.
Insgesamt investiert das Bonifatius-Hospital in den Neubau acht Millionen Euro. Rund die Hälfte der Baukosten soll dabei in mehrere Reinraumlabore fließen. Da die Anforderungen an die Zytostatikaversorgung in den letzten Jahren kontinuierlich gestiegen und auch die Mengen sich deutlich erhöht hätten, sollen im Neubau unter anderem drei Reinraumlabore zur Herstellung von Zytostatika und Rezepturen sowie Defekturen nach modernstem Standard entstehen. „Das neue Logistikzentrum geht gut voran. Besonders froh sind wir, dass wir bei Zeit und Kosten voll im Plan liegen“, betonte Diek.
Ab Ende dieses Jahres will das Bonifatius-Hospital vom neuen Logistikzentrum aus neben dem Haupthaus in Lingen auch Krankenhäuser des Verbundes in Leer, Papenburg und Sögel sowie weitere Krankenhäuser, Kliniken und Pflegeeinrichtungen in Bad Bentheim, Cloppenburg, Friesoythe, Haselünne, Thuine und Vechta mit Arzneimitteln und Medikalprodukten wie Verbandsstoffen, OP-Bedarf und Implantaten versorgen. Im ersten Quartal kommenden Jahres sollen im Neubau auch die Labore in Betrieb genommen werden.
Bereits jetzt bietet die Krankenhausapotheke Serviceleistungen jenseits der reinen Belieferung an. Dazu gehören beispielsweise eine klinisch-pharmazeutische Beratung und Betreuung der Krankenhäuser. Sobald der neue Standort öffnet, sollen weitere Leistungen dazu kommen: Versorgungsmanagement, eine Visitenbegleitung, Arzneimittelanamnese sowie das Programm ABS (Antibiotic Stewardship), bei dem es sich um Beratung zu Strategien zum rationalen Einsatz von Antibiotika handelt.
Die Gemeinschaftsapotheke sei ein gutes Beispiel für eine Zusammenarbeit in der Region, sagte Diek. Durch die zentrale Organisation versprechen sich die Verantwortlichen Synergieffekte und bessere Einkaufskonditionen durch größere Einkaufsmengen. Im vergangenen Jahr hat die Apotheke mit ihren 44 Mitarbeitern eigenen Angaben nach rund 30 Millionen Euro umgesetzt.
Bereits im vergangenen Jahr hat der Klinikkonzern Helios die erste externe Krankenhausapotheke eröffnet: Vom Standort im Industriegebiet in Wahlstedt aus, 45 Kilometer von Kiel entfernt, versorgt die Niederlassung zehn firmeneigene Häuser mit insgesamt rund 2500 Betten.
In der 1300 Quadratmeter großen Halle steht ein halbautomatischer Kommissionierer, der parallel für 24 Stationen die Ware bereitstellt. Die Kisten werden in GDP-konformen Transportern zu den Kliniken gefahren. „Im Sommer werden die Arzneimittel gekühlt und im Winter beheizt“, sagt von Häfen.
Geöffnet hat die Klinikapotheke von 7 bis 16 Uhr. Neben den Arzneimitteln bieten die vier Approbierten auch pharmazeutische Beratung für die zehn angeschlossenen Kliniken. Nicht nur telefonisch: Innerhalb von einer Stunde müssen die Apotheker im Notfall in jeder Klinik vor Ort sein. Das war eine Bedingung für die Genehmigung.
Außerdem gibt es für Notfälle immer eine Rufbereitschaft, 24 Stunden, 365 Tage. Eine der Kolleginnen ist stets mit Laptop und Handy ausgerüstet, um auch nachts eingreifen zu können. Ein Taxi-Unternehmen fährt dann die Arzneimittel zur Klinik.
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