Linda schwänzt Expopharm Lothar Klein, 19.06.2018 10:20 Uhr
Die Expopharm muss in diesem Jahr eine prominente Absage verkraften: Der Marketing Verein Deutscher Apotheker (MVDA) wird erstmals seit 25 Jahren auf der Messe nicht mehr mit einem eigenen Stand vertreten sein. Die Absage von MVDA/Linda gilt zunächst nur für die Expopharm in diesem Jahr in München.
„Wir wollen damit ein Zeichen setzen“, begründet Linda-Vorstand Volker Karg diesen Schritt. „Die Expopharm muss sich neu erfinden.“ In den vergangenen Jahren hatte der MVDA immer einen großen Stand gebucht. Damit ist jetzt Schluss – zumindest für München. Ob der MVDA in Düsseldorf 2019 wieder dabei sein wird, sei noch nicht entschieden, heißt es bei der Kooperation.
Die MVDA-Kritik an der Expopharm: „Es fehlen die großen Namen“, so Karg, „viele namhafte Hersteller sind nicht mehr dort“. Das hört man immer wieder. Die Expopharm habe sich zu einer „Messe für Warenwirtschaft“ entwickelt. Früher sei die Expopharm ein „Treffpunkt der Branche“ gewesen. Das habe für alle Aussteller wahrnehmbar abgenommen. Ehemalige Aussteller kommen nur noch als Tagesgäste. Das verändere den Charakter einer Messe.
„Jahr für Jahr haben wir als MVDA/Linda Kosten und Nutzen bewertet und mit der Messe darüber gesprochen“, erklärt Karg. Auf Kritik habe die Expopharm nicht reagiert, „sich konzeptionell nicht bewegt“. Keinen Glauben schenkt Karg auch den jährlichen Erfolgsmeldungen der Expopharm über Besucherzahlen. „Unsere MVDA-Analysen bestätigen das nicht.“ Vor allem am Freitagnachmittag sei der Besuch 2017 in Düsseldorf „extrem schwach“ gewesen und der „Samstag tot“. Dafür lohne es sich nicht, über vier Tage einen Stand mit bis zu 15 Leuten zu versorgen.
Ohnedies sei München stets die „kleinere, schwächere Expopharm“ gewesen, daher werde MVDA dieses Jahr pausieren. Ob der MVDA 2019 in Düsseldorf wieder dabei sein wird, sei noch offen: „Wir schauen uns das sehr genau an.“ Stattdessen will der MVDA in diesem Jahr verstärkt eigene Veranstaltungen ausrichten.
Bereits in früheren Jahren gab es Klagen über mangelnde Herstellerprominenz auf der Expopharm. Da die Messe zu den Einnahmequellen der ABDA zählt, werden Präsenz und Abstinenz wichtiger Handelspartner schnell zum Politikum. Die zwischenzeitliche Auszeit des Wort und Bild-Verlages seit 2010 hatte entsprechend für Aufsehen gesorgt. Doch seit dem Comeback 2012 gibt es wieder den Biergarten auf der Messe.
Dafür blieb 2016 ein anderer Stammgast erstmals fern: Der Generikahersteller Heumann kam zum ersten Mal seit 35 Jahren nicht zur Expopharm. Nicht vertreten waren auch Truw, Rausch, Kreussler, Hermes, HRA, Pfizer, Chiesi, Orthim, Nelsons, Omron, Hoffmann & Sommer sowie Steigerwald und Schneekoppe. Auch die Reimporteure haben ihre Konsequenzen aus der für sie negativen Politik der ABDA gezogen: Die Größen der Branche schwänzten 2016 die Messe. Nur CC Pharma war noch mit einem Stand vertreten.
Auch bei den Apothekeneinrichtern gab es immer mal wieder einige Lücken: Rolf Rissel aus Berlin ist traditionell in München nicht dabei – das Vertriebsgebiet liegt eher im Norden. Wiemer und Th. Kohl fehlten ebenfalls.
Sehr prominent sind hingegen traditionell die Hersteller von Kommissionierautomaten vertreten. Für sie ist es tatsächlich von großem Nutzen, den Apothekern ihre Maschinen live vorzuführen. Dass die aufgebauten Automaten den Messestand quasi ersetzen und die Vertriebsmitarbeiter regelmäßig Freiberufler sind, drückt zudem die Kosten für den Messeauftritt.
Auch die Softwarehäuser nutzen die Messe, um ihre Konzepte für den Medikationsplan vorzustellen: ADG, Lauer-Fischer, Awinta, Pharmatechnik und Mauve sind meistens dabei. Früher war die Expopharm auch ein Pflichttermin für die Großhändler: Die Messestände sämtlicher Phagro-Mitglieder waren in den Hallen nicht zu verfehlen. Doch diese Zeiten sind längst vorbei. Zuletzt war nur noch die Noweda mit einem eigenen Stand vertreten und die privaten Großhändler teilten sich mit ihrem Verbund Pharma Privat einen Stand.