Rx-Boni

Linda: Kammern sollen EU-Versender verklagen APOTHEKE ADHOC, 20.09.2012 18:02 Uhr

Berlin - 

Bis vor wenigen Wochen hat die Apothekenkooperation Linda selbst ihr Pick-up-Konzept „Vorteil24“ betrieben. Eigentlich sollte die Kooperation mit der niederländischen Montanus-Apotheke im Oktober eingestellt werden, doch der Partner war schon Anfang Juli überraschend abgesprungen. Heute fordert Linda die Apothekerkammern öffentlich auf, gegen ausländische Versandapotheken vorzugehen.

 

Die AMG-Novelle nimmt am morgigen Donnerstag im Bundesrat ihre letzte Hürde. Damit müssen sich auch ausländische Versandapotheken voraussichtlich ab Oktober an die deutschen Preisvorschriften halten. Der Gemeinsame Senat der obersten Bundesgerichte hat dies bereits Ende August so entschieden.

Doch die EU-Versender haben bereits angekündigt, sich darum nicht zu scheren und die Sache notfalls vor den Europäischen Gerichtshof (EuGH) bringen zu wollen. In dieser Woche hatte DocMorris-Vorstand Olaf Heinrich in einem Kundenbrief erneut zugesichert, man werde weiterhin Boni gewähren.

Solche Rabatte auf verschreibungspflichtige Arzneimittel hatten die Kunden auch bei „Vorteil24“ erhalten. Doch nach der dritten Lesung der AMG-Novelle hatte Linda bekannt gegeben, das Konzept „Vorteil24“ im Herbst einzustellen. Die politische Wende hatte sich die Kooperation danach auf die eigene Fahne geschrieben.

 

 

Jetzt sieht Linda die Kammern in der Pflicht. Diese seien jahrelang untätig geblieben und hätten nichts Effektives gegen die Wettbewerbsverzerrungen unternommen. Erst als Linda mit „Vorteil24“ gegen die Ungleichbehandlung ins Feld gezogen sei, seien die Kammern aktiv geworden und „zum Teil sehr aggressiv gegen ihre eigenen Mitglieder vorgegangen“, heißt es in einem offenen Brief an alle Kammern.

Linda schlägt den Kammern vor, Unterlassungsklagen gegenüber den im EU-Versendern einzureichen. Auch könnten die Kammern Anzeige bei den deutschen und niederländischen Aufsichtsbehörden stellen oder ihre Kontakte zu den Krankenkassen oder in die Politik nutzen. „Es müssen seitens der Apothekerkammern unverzüglich Schritte gegen die EU-Versandapotheken eingeleitet werden“, fordert Linda.

Doch auch „Vorteil24“ droht noch ein Nachspiel: Die Finanzbehörden interessieren sich für den vermeintlichen Mehrwertsteuertrick. Steuerexperten zweifeln an der Konstruktion, bei der die Abgabe der Arzneimittel formal in die Niederlande verlegt wurde.