Lieferengpässe

Noweda startet Protestaktion gegen Zentiva

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Berlin -

Die Noweda ruft ihre Mitglieder zu einer gemeinsamen Kampagne auf. Diesmal geht es nicht um das Rx-Versandverbot, sondern um Lieferengpässe. Die Apotheker sollen sich bei der Sanofi-Tochter Zentiva direkt über Lieferausfälle beschweren. Der Großhändler hat ein Mahnschreiben verfasst und zusammen mit vorfrankierten Umschlägen in die Kisten der eigenen Kunden gelegt, damit diese aktiv werden.

Bei der Noweda weiß man, dass die mangelhafte Lieferfähigkeit von Arzneimitteln ein wachsendes Problem in Apotheken ist. Patienten müssten vertröstet werden und für die Apotheken bleibe ein nicht unerhebliches Retaxierungsrisiko, schreibt die Noweda zur Erklärung ihrer Kampagne. Der Großhändler führt Buch darüber, welche Hersteller wie oft weniger Ware liefern als bestellt.

Die Chefs besonders „auffälliger“ Firmen erhalten monatlich persönliche Anschreiben, dass ihr Unternehmen zu den schlechtesten Lieferanten der Noweda gehört hat. In diesen „Blauen Briefe“ werden die Geschäftsführer der Hersteller darüber informiert, welchen Platz sie auf dieser Liste einnehmen. Der Noweda zufolge hat diese ständige Ansprache in vielen Fällen durchaus etwas bewirkt. „Leider gibt es aber auch Lieferanten, bei denen sämtliche Bemühungen ins Leere laufen. Dies gilt derzeit vor allem für Zentiva“, schreibt der Großhändler an die Mitglieder.

Nach Angaben des Großhändlers ist die Sanofi-Tochter im vergangenen Jahr besonders negativ aufgefallen. Die ausgelieferte Menge entsprach 2016 demnach nur rund 39 Prozent der bestellten Mengen. Seit Anfang 2017 habe sich die Auslieferquote des Herstellers noch weiter verschlechtert und liege nun nur noch bei 35 Prozent. Bei den fünf Artikeln mit der schlechtesten Lieferfähigkeit hat die Noweda im Februar 2017 die Auslieferquote von 17 Prozent vermerkt.

Die Gründe für die Defekte kennt der Großhändler nicht, weiß aber um die Folgen für die Apotheken. Deshalb sollen diese sich jetzt direkt beim Hersteller beschweren. Das vorbereitete Schreiben gibt es in deutscher und französischer Sprache, damit Sanofi-Chef Olivier Brandicourt sowie Deutschlandschef Clemens Kaiser gleichermaßen aus erster Hand erfahren, was die Engpässe für die Apotheken bedeuten.

Im Schreiben heißt es wörtlich: „Sehr geehrter Herr Kaiser, in meiner Apotheke bin ich tagtäglich für die Versorgung zahlreicher Patientinnen und Patienten verantwortlich. Hierzu werden auch Arzneimittel von Sanofi und des Sanofi-Tochterunternehmens Zentiva benötigt.“ Jedoch seien immer wieder Zentiva-Artikel nicht lieferbar oder nur schwer erhältlich. Für die Apotheken bedeute das einen erhöhten Aufwand. Der Großhändler erlaubt sich im Namen der Kunden den Hinweis, dass der Aufwand durch die Option der Direktbestellung noch vergrößert werde.

Die Apotheker sollen klare Worte an den Hersteller richten: „Es ist mir unbegreiflich, dass es einem namhaften Hersteller wie Sanofi/Zentiva nicht gelingt, Lieferprobleme bei seinen Arzneimitteln in den Griff zu bekommen. Ich bin nicht bereit, diesen unhaltbaren Zustand länger zu akzeptieren“, heißt es in dem Protestbrief.

Der Appell an die Sanofi-Chefs: „Werden Sie Ihrer Verantwortung für eine schnelle und verlässliche Versorgung der Patienten gerecht.“ Der Hersteller soll künftig ausreichend Ware zur Verfügung stellen und dafür sorgen, dass keine Lieferengpässe mehr auftreten.

Der Protestbrief wurde ab Donnerstag mit den Touren verschickt. Die Apotheker werden gebeten, das Schreiben vorab zu faxen und dann zusätzlich in die Post zu geben. Vorfrankierte Versandumschläge hat der Großhändler mitgeliefert. Damit die Schreiben gegebenenfalls auch noch gebündelt übergeben werden können, sollen die Apotheker diese gestempelt und unterschrieben zusätzlich an die Noweda faxen. So weiß der Großhändler zudem, wer sich beteiligt hat. Bei Zentiva weiß man bereits von der Aktion des Großhändlers und prüft nun, wie damit umgegangen werden soll.

In einem Rundschreiben an die Mitglieder zitiert die Noweda noch die Ergebnisse einer eigenen Mitgliederbefragung. Demnach gaben 47 Prozent der Teilnehmer an, pro Monat bis zu vier Stunden Mehraufwand wegen fehlender Zentiva-Artikel zu haben. Weitere 24 Prozent machten sogar einen Mehraufwand von bis zu acht Stunden pro Monat geltend. „Hieraus wird deutlich, welche erheblichen finanziellen Belastungen den Apotheken zusätzlich zum Ärger und Aufwand zugemutet werden“, begründet die Noweda die Protestaktion.

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