Köpping zu Besuch bei Phoenix

Lieferengpässe: Monitoringsystem in Apotheken

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Leipzig -

Sachsens Gesundheitsministerin Petra Köpping (SPD) hat heute die Leipziger Niederlassung des Großhändlers Phoenix besucht, um sich vor Ort über das Problem der Lieferengpässe zu informieren. Um die Lage besser einschätzen zu können, wird in Sachsen ein Monitoringsystem in Apotheken aufgebaut. Köpping sieht das derzeitige System der Rabattverträge kritisch und will sich für einen Aufbau der Arzneimittelproduktion im Freistaat einsetzen.

Köpping wollte vor allem wissen, ob die gesetzgeberischen Maßnahmen – insbesondere das Aussetzen der Festbeträge – schon Wirkung zeigen. Hier musste Karl-Heinz Berschet, Operations Direktor Phoenix, aber die Erwartungen dämpfen. Die Defektquote liege derzeit immer noch bei rund 8 Prozent. Das sei zwar etwas entspannter nach dem Höchststand im Dezember von 8,5 Prozent, aber deutlich über dem Wert von 2021 mit 2,8 Prozent.

„Toxische Situation“ bei knappen Arzneimitteln

„Wenn diese knappe Ware in der Niederlassung ankommt, herrscht hier eine toxische Situation“, beschrieb Berschet die Situation vor Ort. „Die Ware kommt gar nicht in den Automaten, sondern wird von der Palette wegkommissioniert.“ Es könne also keine Rede davon sein, dass die Großhändler knappe Arzneimittel horteten. Dass es zuletzt eine leichte Entspannung bei bestimmten Präparaten gegeben habe, sei eher dem Abflauen der Erkältungswelle geschuldet: „Aber wir reden ja auch von Krebsmedikamenten. Sie haben in der Schwerstkrankenversorgung keine Produkte, das ist doch eigentlich unvorstellbar in Deutschland“, so Berschet.

Im Beirat zu Lieferengpässen beim Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) wird die Situation von Vertreter:innen der Branche bewertet: Bislang ist es in Deutschland aufgrund der Engpässe demnach noch nicht zu Therapieausfällen gekommen, regelmäßig müssen aber Therapiealternativen gesucht werden.

„Ich habe gesehen, dass es nach wie vor Lieferengpässe gibt, dass aber trotzdem jeder Patient ein Medikament bekommt, wenn er es braucht, das ist mir ganz wichtig“, so Köpping im Anschluss an ihren Besuch bei Phoenix. Auch bei ihren Besuchen in Apotheken hätten ihr die Teams gesagt, dass sie niemanden ohne Medikament wegschicken muss.

Sonderregeln in Sachsen

Neben Anstrengungen des Bundes aus dem aktuellen Referentenentwurf, könnten die Länder etwas beitragen, so Köpping. Sachsen habe hier konkrete Erleichterungen geschaffen: So dürfen Apotheken im Freistaat einander kurzfristig und ohne gesonderte Erlaubnis mit Arzneimitteln aushelfen. In der Defektur dürfen sie bis zu 100 Packungen eines Arzneimittels pro Tag erlaubnisfrei herstellen. Auch bei der Möglichkeit verkürzter Öffnungszeiten habe man den Wünschen der Apotheken entsprochen.

Um die Versorgungslage besser im Blick zu haben, gibt es zudem eine Arbeitsgruppe mit dem Sächsischen Apothekerverband und der Apothekerkammer des Landes. Ein neu aufgesetztes Monitoring soll Transparenz über die aktuellen Engpässe schaffen. Eine „Task Force“ wie in Bayern gibt es in Sachsen zwar noch nicht. Köpping kann sich aber gut vorstellen, diese Runde für den Großhandel zu öffnen.

Thomas Porstner, Geschäftsführer des Phagro, lobte die pragmatischen Ansätze in Sachsen und befürwortete ausdrücklich die Gesprächsebene in den Bundesländern. Die teilweise dramatische Situation bei den Lieferengpässen lasse sich nur mit schnellwirksamen Maßnahmen begegnen, die additiv zu den Bemühungen des Bundes getroffen würden.

50 Cent nur erster Schritt

An der Großhandelsvergütung habe sich seit zehn Jahren nichts getan, während mit der Umsetzung der GDP-Richtlinien oder Securpharm immer neue Aufgaben dazugekommen seien, so Porstner. Dass die Apotheken jetzt einen Zuschuss von 50 Cent zur Bewältigung der Lieferengpässe bekommen sollen, könne nur ein erster Schritt sein. Auch für die Großhändler sei der Aufwand mit der derzeitigen Vergütung nicht abgebildet.

Köpping war zuletzt schon in Apotheken unterwegs und weiß, wo die Probleme liegen. Das System der Rabattverträge sehe man in ihrem Haus auch kritisch. Auf der anderen Seite müssten die Ausgaben der Krankenkassen und damit die Beiträge der Versicherten im Blick gehalten werden.

Mittelfristiges Ziel der Politik ist es, die Arzneimittelproduktion wieder mehr nach Europa und nach Deutschland zurückzuholen. Sachsen habe dafür sehr gute Bedingungen geschaffen, etwa Genehmigungsverfahren erleichtert. „Vor Ort produziert heißt, wenn es internationale Krisen gibt, man unabhängiger ist.“ Bei den Verträgen der Kassen komme es darauf an, dass nicht ausschließlich auf den Preis geschaut werde.

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