Lieferengpässe

Impfstoffe: Es wird einsam im Kühlschrank Nadine Tröbitscher, 25.03.2017 09:53 Uhr

Berlin - 

Impfgegnern mag das Herz höher schlagen, Apothekern und Ärzten treibt die Liefersituation bei Impfstoffen den Schweiß auf die Stirn. Die Liste der Engpässe wird länger. Auch im März kamen neue Meldungen dazu, nicht immer kann auf andere Packungsgrößen ausgewichen werden.

Die FSME-Impfung Encepur Erwachsene von GlaxoSmithKline (GSK) ist derzeit weder in der Einzel- noch in der Großpackung à zehn Stück lieferbar. Als Alternative für den inaktiven Virusimpfstoff bietet sich die Packung zu 20 Stück Impfdosen an. Die beiden anderen Produkte werden voraussichtlich Ende April wieder lieferbar sein. Aktuell ist die Impfsaison für FSME in vollem Gange. Begonnen wird im Winterhalbjahr, um mit dem Beginn der warmen Jahreszeit geschützt zu sein. Wurde mit der Immunsisierung noch nicht begonnen, kann ebenfalls auf den Impfstoff FSME Immun ausgewichen werden. Müssen beide Impfstoffe verwendet werden, ist das Schema des aktuell verfügbaren Produktes zu beachten.

HBVaxPro von MSD Sharp & Dohme fehlt derzeit als Hepatits-B-Impfstoff in der einzelnen Fertigspritze. Für die Behandlung kann auf die Packungsgröße mit zehn Impfdosen ausgewichen werden. Die Einzelgröße wird voraussichtlich ab Mitte des Jahres wieder verfügbar sein.

Das Pneumokokken-Polysaccharid Pneumovax 23 von MSD fehlt ebenfalls. Vom Engpass betroffen sind die Packungsgrößen mit einer und zehn Fertigspritzen. Neue Ware wird voraussichtlich im April beziehungsweise Juni wieder verfügbar sein. Die Ständige Impfkommission (Stiko) empfiehlt die geplante Impfung bis zur Wiederverfügbarkeit zu verschieben, da der Engpass nur von kurzer Dauer sein wird.

Boostrix Polio zur Impfung gegen Diphtherie, Pertussis, Tetanus und Polio ist als eine Fertigspritze nicht lieferbar. Wann der Engpass behoben ist, lässt der Hersteller GSK noch offen. Boostrix fehlt zu zehn Fertigspritzen, auch hier ist der Liefertermin noch offen. Die TdPa-Impfstoffe fehlen in den letzten Monaten immer wieder. Ein Ausweichen auf andere Impfstoffe konnte den Engpass nicht beheben. Neu ausgelieferte Chargen waren schnell wieder vergriffen. Die Hersteller geben die weltweit gestiegene Nachfrage nach Pertussis-Impfstoffen als Ursache des Engpasses an – nur ein Institut aus Dänemark stellt die Komponente bereit.

Die TdPa-Impfung wurde erst im vergangenen Monat von der Weltgesundheitsorgansation (WHO) im dritten Trimenon für Schwangere empfohlen. So soll das Kind vor allem vor einer Keuchhusteninfektion geschützt werden. Eine Pertussiserkrankung kann für Neugeborene sehr gefährlich sein. Wird die Mutter im letzten Schwangerschaftsdrittel geimpft, können die maternalen Antikörper auf das Ungeborene übertragen werden.

Die aktuelle Liste mit allen fehlenden Impfstoffen kann auf der Seite des Paul-Ehrlich-Institutes (PEI) eingesehen werden. „Ein Lieferengpass ist definiert als eine über voraussichtlich zwei Wochen hinausgehende Unterbrechung einer Auslieferung des Herstellers im üblichen Umfang oder eine unerwartete, deutlich vermehrte Nachfrage, der vom Hersteller nicht angemessen nachgekommen werden kann“, heißt es dort.