Extreme Nachfrage und „pharmazeutisches Bauchgrummeln“

Lieferdienst Mayd: Apotheke an der Belastungsgrenze

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Berlin -

Die Bestellplattform Mayd sorgt nach nur wenigen Wochen für deutlich mehr Aufträge in den teilnehmenden Partnerapotheken als erwartet. In Berlin übersteigen die über die App eingehenden Bestellungen die Kapazitäten der Mitarbeiter:innen. Die MediosApotheke etwa musste bereits zusätzlich Personal einstellen, um die Nachfrage abzudecken. Seit dieser Woche liefert das Unternehmen OTC-Produkte auch in Hamburg über Vor-Ort-Apotheken aus.

Die Angestellten in der MediosApotheke Oranienburger Tor in Berlin Mitte spüren die gestiege Nachfrage deutlich. „Das explodiert“, sagt Apotheker Frank Kreutzberg. Bei einem Wochenenddienst kämen durch Mayd mehrere hundert zusätzliche Kund:innen pro Tag. Das liege auch daran, dass die Apotheke am Wochenende regulär geöffnet habe. „Teilweise wurde gesagt, dass die Werbung abgeschaltet wird, weil wir nicht mit der Bearbeitung der Aufträge hinterherkommen.“

Eine Person zusätzlich müsse an den Wochenenden vor Ort sein, um die Bestellungen im Arbeitsalltag bewältigen zu können, sagt der angestellte Approbierte. „Mit den normalen Schichten und dem normalen Personal ist es nicht mehr abzudecken.“ Dass Mayd jetzt PTA sucht, um die Partnerapotheken zu unterstützen, begrüßt der Apotheker. „Aushilfsweise finde ich das gut.“

Bestellungen ähneln Notdienst-Anfragen

Generell bewertet er die Bestell-App als gut umgesetzt. Das Team von Mayd sei hilfreich und reagiere sofort. „Wenn sich der Personalschlüssel problemlos mit den Bestellvolumina vergrößert, ist es eigentlich eine super Sache.“ Manche Bestellungen seien fraglich, das sei ähnlich wie beim Notdienst. „Manche wollen eine Zahnbürste oder eine Packung Gesichtscreme. Einmal pro Stunde hat man einen Auftrag, wo man den Kopf schüttelt.“ Generell seien die Bestellungen sehr unterschiedlich und hätten aktuell einen Fokus auf Erkältungspräparate und Corona-Laientests.

Als Pharmazeut betrachtet Kreutzberg das Angebot einer Bestell-App für OTC-Präparate kritisch. Die Kund:innen könnten vorab wählen, ob sie eine Beratung wünschten; nur in Ausnahmefällen riefen sie aber in der Apotheke an. „Wenn einer in der Apotheke eine Flasche Hustensaft will, fragen wir natürlich nach der Art des Hustens, weiteren Beschwerden und nach eventuellen Grunderkrankungen, um den richtigen Hustensaft rauszufinden.“ Das entfalle mit der Liefer-App. „Bei jeder zweiten Bestellung hat man ein ‚pharmazeutisches Bauchgrummeln‘“, sagt er. In diesen Fällen oder bei auffälligen Wechselwirkungen rufe das Apothekenteam bei den Kund:innen umgehend an.

Die Aufträge gehen über ein von Mayd gestelltes iPad in der Apotheke ein. Oben in der Liste stehen die jüngsten Bestellungen. Eine angeschlossene Box gibt ein Signal, wenn ein neuer Auftrag eingeht. Die Apothekenangestellten lagern die bestellten Produkte aus und packen sie in die von Mayd gestellten und mit deren Logo versehen Tüten ein. Zudem erhalten Kund:innen noch ein „Goodie“ von Mayd wie ein Pflasterpäckchen. Dann werden das Adressetikett aufgeklebt und die Tüte versiegelt. „Innerhalb von ein paar Minuten steht der Mayd-Fahrer in der Apotheke und will die Bestellung abholen.“ Die Fahrer scannen die Bestellung und die Apotheke erhält eine Info, wenn die Produkte bei den Kund:innen ankommen.

Mayd verspricht, OTC-Produkte innerhalb von 30 Minuten zu liefern. Aktuell werden rund 2000 Produkte aus verschiedenen Bereichen wie Erkältung, Vitamine und Nahrungsergänzungsmitteln, Schmerz, Beauty und Pflege angeboten. Das Portfolio hat das Unternehmen gemeinsam mit seinen Pharmazeuten selbst erstellt. Die Lieferungen begannen Anfang Oktober in Berlin mit einer Handvoll Partnerapotheken. Geliefert werden soll für Endverbraucher:innen zwischen 8 und 24 Uhr – zunächst kostenfrei. Die Fahrer sind bei Mayd angestellt. Zudem werden PTA und Apotheker für die Unterstützung der Partner-Apotheken gesucht.

App in Hamburg gestartet

Hinter dem Unternehmen stehen die McMakler-Gründer Hanno Heintzenberg und Lukas Pieczonka sowie ein Fonds von Ludwig Ensthaler (ehemals Rocket) und die Finanzinvestoren Earlybird aus München und Target Global mit einem Fonds auf den Cayman Islands. Zum Start sammelte das Unternehmen rund 15 Millionen US-Dollar ein.

Vor allem in Berlin versuchen aktuell verschiedene branchenfremde Lieferplattformen im Apothekenmarkt Fuß zu fassen. Das Unternehmen Joom Pharm Solutions versucht sich im Markt und kooperiert dafür aktuell mit zwei Versendern. Auch „First A“ will innerhalb von maximal 30 Minuten Medikamente bis vor die Haustür zu liefern und bewirbt das Konzept aktiv unter anderem mit Türanhängern an Apotheken. In Hamburg testet Medikamendo gerade die Lieferung in zehn Minuten. Ähntliche Pläne haben Anbieter wie Phaster und Tiramisoo.

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