Generikakonzerne

Lichtblick für Teva: Warren Buffett an Bord

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Berlin -

Für den Ratiopharm-Mutterkonzern Teva waren gute Nachrichten in den letzten Monaten Mangelware. Nun kann das größte israelische Unternehmen aber einen Lichtblick melden: US-Starinvestor Warren Buffett ist mit fast 360 Millionen Dollar bei dem leidgeprüften Generikariesen eingestiegen. Für dessen Aktien ging es direkt nach Bekanntwerden des Investments steil bergauf.

Die Investition war am Mittwochabend bekannt geworden, als Buffetts Holdinggesellschaft Berkshire Hathaway eine Aktualisierung ihrer Beteiligungen an die US-Börsenaufsicht SEC übermittelte. Die Teva-Aktien machten daraufhin einen Sprung von knapp acht Prozent. Für viele Beobachter kommt die Entscheidung überraschend, schließlich steckt der Konzern seit geraumer Zeit in einer existenziellen Krise. Es wäre nicht das erste Mal, dass der Finanzguru sein Geld entgegen der allgemeinen Expertensicht einsetzt und am Ende recht behält.

Teva ergreife die richtigen Maßnahmen, um eine Trendwende einzuleiten und Buffetts Einstieg bestätige diese Auffassung, zitiert die Deutsche Presse-Agentur Liv Abraham, Analyst der US-Bank Citigroup. Der Konzern dürfte nun genug Barmittel auftreiben, um seine Verschuldung schneller abzubauen als am Markt erwartet. Andere Analysten verweisen auf Buffetts Vorliebe für „werte-orientierte“ Investments und kompetente Führungspersönlichkeiten. Teva-CEO Kare Schultz hat sich bereits bei Lundbeck als hervorragender Krisenmanager entpuppt, ihm trauen tatsächlich viele zu, das Schiff wieder auf den richtigen Kurs zu bringen.

Jetzt zu investieren, da Teva am Boden liegt, könnte sich also mittel- bis langfristig als äußerst lohnendes Geschäft entpuppen. Umgekehrt sollte Buffetts Einstieg allerdings auch nicht als Erfolgsgarantie interpretiert werden. Denn auch der Finanzguru hat sich in der Vergangenheit bereits verrechnet. So hatte er erst vor Kurzem eine 10 Milliarden Dollar schwere Beteiligung am kriselnden IT-Konzern IBM aufgelöst, weil sie sich als Flop entpuppte.

Teva hat das vielleicht schwerste Jahr seiner Geschichte hinter sich. Der weltgrößte Generikahersteller schloss 2017 mit einem Verlust von 16,3 Milliarden US-Dollar ab und hatte auch für 2018 nur einen schwachen Ausblick im Angebot. Man rechne nun mit einem Umsatzrückgang auf 18,3 bis 18,8 Milliarden Dollar – 2017 waren es 22,4 Milliarden. Der harte Preiskampf auf dem wichtigen US-Markt drückt die Gewinne, aber auch das erst jüngst aufgegebene Geschäft in Venezuela. Die Rettung sollen auch Preissteigerungen bringen, was viele Marktbeobachter allerdings aufgrund der angespannten Wettbewerbslage bezweifeln.

Als Ursache für die katastrophale Unternehmenssituation gilt jedoch die enorme Schuldenlast von 35 Milliarden Dollar, die durch die Actavis-Übernahme zustande kam. 2016 hatte Teva die Generikasparte des US-Riesen Allergan für 40 Milliarden Dollar gekauft, obwohl Analysten schon vor einer Verschärfung des Preiskampfes in den USA warnten. Hinzu kommen Einbußen bei wichtigen Produkten. So hatte der wichtigste Umsatzbringer des Konzerns, das Multiple-Sklerose-Mittel Copaxone (Glatirameracetat), massive Umsatzrückgänge zu verkraften, seit sein Patentschutz ausgelaufen ist.

Die Folgen sind vor allem für die Belegschaft schmerzhaft: CEO Schultz verordnete dem Konzern eine Rosskur, die unter anderem den Abbau von 14.000 Stellen vorsieht – mehr als ein Viertel der 53.000 Mitarbeiter starken Belegschaft. In Israel rief das massiven Protest hervor, hunderttausende Menschen legten Mitte Dezember Teile des Landes mit einem Solidaritätsstreik lahm. Auch Deutschland bleibt von den Kürzungen nicht verschont: An den Standorten Ulm, Blaubeuren/Weiler und Berlin wird insgesamt jede zehnte Stelle abgebaut, insgesamt müssen 270 Mitarbeiter gehen. Das Büro in Berlin schließt komplett, 80 Mitarbeiter sollen nach Ulm umziehen, 20 verlieren ihre Arbeit.

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